In einem Offenen Brief an Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) forderten der Stadtsuperintendent der evangelischen Kirche in Köln, Rolf Domning, und der Leiter der Kölner Melanchthon-Akademie, Martin Bock, dem Denkmal möglichst schnell und unbürokratisch einen prominenten und anerkannten Platz in der Stadt zu geben, wie der Kirchenverband in Köln mitteilte. Das Denkmal war am Sonntag ohne städtische Genehmigung errichtet worden.
Die Stadt Köln hatte am Montag angekündigt, das von der Initiative "Völkermord erinnern" aufgestellte Mahnmal entfernen und einlagern zu wollen. Die Aktion sei der Stadt nicht angekündigt worden und nicht von ihr genehmigt gewesen. Die Stadt verwies zudem darauf, dass es bereits einen Gedenkstein für die Opfer des Völkermords an den Armeniern in Köln gebe. Die armenische Gemeinde in Köln ist nach eigenen Angaben mit 5.000 Mitgliedern die größte in Deutschland.
Gerichtliche Entscheidung über Mahnmal
Mit einem Eilantrag an das Verwaltungsgericht hatte die Initiative "Völkermord erinnern" die Räumung der Stahl-Stele am Dienstag aufschieben können. Ob das Kunstwerk auf der linksrheinischen Seite der Hohenzollernbrücke in der Innenstadt stehenbleiben darf, wird laut Initiative am kommenden Montag gerichtlich entschieden.
Das Mahnmal zeigt eine von den Kölner Künstlern Stefan Kaiser und Max Scholz gestaltete Stahl-Skulptur. Die Inschrift unter dem Titel "Dieser Schmerz betrifft uns alle" ist in armenischer, deutscher, türkischer und englischer Sprache verfasst. Für die Errichtung des Mahnmals hatten nach Angaben der Initiative Persönlichkeiten wie "Stolperstein"-Erfinder Gunter Demnig, der Journalist Günter Wallraff, der Erziehungswissenschaftler Micha Brumlik und der türkische Schriftsteller Dogan Akhanli Patenschaften übernommen.
Zwischen 1915 und 1918 wurden im damaligen Osmanischen Reich bis zu 1,5 Millionen christliche Armenier, Pontos-Griechen und andere Christen ermordet. Mittlerweile haben mehr als 20 Staaten das Geschehen als Genozid offiziell anerkannt. Auch Papst Franziskus sprach vom "ersten Völkermord des 20. Jahrhunderts". Dagegen wehrt sich die Türkei vehement und spricht nur von Massenvertreibungen und gewalttätigen Auseinandersetzungen im Zusammenhang mit dem Krieg.
Das Deutsche Reich unter Kaiser Wilhelm II. war als Verbündeter des Osmanischen Reichs im Ersten Weltkrieg am Genozid beteiligt.
Zentralrat der Armenier gegen Entfernung von Mahnmal
Der Zentralrat der Armenier in Deutschland hat das in Köln aufgestellte Mahnmal zur Erinnerung an den Völkermord an den Armeniern vor 100 Jahren begrüßt. Es sei ein "friedlicher Versuch, dem Gedenken und der Aufarbeitung des Völkermordes an den Armeniern von 1915 Aufmerksamkeit zu widmen", erklärte der erste Vorsitzende Schawarsch Owassapian in Frankfurt. Das Anliegen der "Initiative Völkermord erinnern" stehe im "vollen Einklang mit dem Geist der Bundestagsresolution".
Die Aufarbeitung solcher "traumatischer Erfahrungen" dürfe nicht in geschlossenen Räumen geschehen, sondern müsse die Öffentlichkeit einbeziehen. Owassapian betonte: "Wir appellieren an die Stadt Köln, ihre Absicht zur Entfernung des errichteten Mahnmals zu überdenken und trotz suboptimaler Formalien seitens der Initiatoren deren 'Geschenk an die Stadt Köln' anzunehmen und eine angemessene Stelle hierfür im Nachhinein doch noch zu genehmigen."
Die Stadt verwies darauf, dass der Hauptausschuss am 13. März 2017 mit großer Mehrheit der Initiative der armenischen Gemeinde Köln zugestimmt hatte, mit einem Kreuzstein an die Opfer des Völkermords an den Armeniern in den Jahren 1915/1916 zu erinnern. Auf ausdrücklichen Wunsch der armenischen Gemeinde sei dieser Kreuzstein auf dem Friedhof Lehmbacher Weg in Köln-Brück aufgestellt und am 18. November 2017 eingeweiht worden.
Mit einer zentralen Gedenkfeier in der Frankfurter Paulskirche wird an diesem Montag des Völkermords gedacht. Die Gedenkveranstaltung findet am Vorabend des 24. April statt, der als weltweiter Gedenktag für die Opfer des Genozids an den Armeniern im Osmanischen Reich gilt.