Stockholms Kardinal Arborelius blickt auf die Entwicklungen in Hamburg

"Wir müssen viel Mut und viel Hoffnung haben"

Das Erzbistum Hamburg feiert sein 30. Jubiläum. Kardinal Arborelius aus Stockholm wird als Ehrengast bei der Jubiläumsfeier predigen. Trotz der sinkenden Anzahl an Katholiken in Hamburg, macht der Kardinal dem Erzbistum Mut.

Autor/in:
Tobias Fricke
Kardinal Anders Arborelius (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani (KNA)
Kardinal Anders Arborelius (Archiv) / © Cristian Gennari/Romano Siciliani ( KNA )

DOMRADIO.DE: Zwischen Hamburg und Stockholm liegen etwa zwölf Stunden Autofahrt. Und trotzdem gibt es ja eine große Nähe zwischen den Bistümern. Inwiefern? 

Lars Anders Kardinal Arborelius (Bischof von Stockholm): Das stimmt. Historisch haben wir viel Kontakt mit Hamburg. Mein Vorgänger war in Hamburg Weihbischof. Und uns verbindet natürlich auch der Heilige Ansgar. 

DOMRADIO.DE: Was bedeutet der Heilige Ansgar für beide Bistümer?

Arborelius: Für uns in Schweden war das der erste Kontakt mit dem Christentum. Es hat zwar nicht so große Folgen gehabt, aber außerhalb Stockholms, auf der Insel Birka wird der Heilige immer noch gefeiert. Und auch viele deutsche Pilger kommen dorthin, um zu sehen, dass Ansgar auch bei uns in Schweden tätig war. 

Lars Anders Kardinal Arborelius

"Für uns ist Hamburg keine Diaspora."

DOMRADIO.DE: Sowohl Hamburg als auch Stockholm sind Diaspora-Bistümer. Das bedeutet Katholiken sind in der Minderzahl, wobei Hamburg aus ihrer Sicht wahrscheinlich noch sehr komfortabel dasteht mit fast sieben Prozent Katholiken. Das sieht in Stockholm alles ganz anders aus.

Arborelius: Für uns ist Hamburg keine Diaspora. Wir sehen in Hamburg viele Kirchen, viele Einrichtungen, eine großartige Organisation. Wir sind viel kleiner. Aber durch die Einwanderung wächst die Kirche in Schweden und wir können auch evangelische Kirchen kaufen. 

Wir sind irgendwie eine wachsende Kirche. Organisatorisch sind wir ziemlich schwach, aber wir sehen, überall gibt es Möglichkeiten für die Kirche, um sich zu entwickeln.

Lars Anders Kardinal Arborelius

"In Europa müssen wir bereit sein, kleiner zu werden."

DOMRADIO.DE: Angenommen, in Hamburg geht die Zahl der Katholiken weiter zurück. Kann das Erzbistum etwas von Schweden lernen? 

Arborelius: Das ist schwierig zu sagen, aber ich denke, für uns ist es sehr wichtig, dass wir von den Einwanderern etwas lernen. Und ich habe in Hamburg auch gesehen, dass man sehr offen ist für diese sogenannten Missionen. 

Wir versuchen die Einwanderer in den Gemeinden miteinzubeziehen. Es ist sehr wichtig, dass unsere Gemeinden für alle offenstehen und wir sehen, dass es Katholiken sind, obwohl sie aus verschiedenen Ländern kommen. 

DOMRADIO.DE: Das Erzbistum Hamburg existiert jetzt seit 30 Jahren, ungefähr so lange, wie Sie Bischof in Schweden sind. Wie beobachten Sie die Entwicklung im Partnerbistum Hamburg? Ich denke an die Überschuldung, die Schließung von katholischen Schulen, den Verkauf von Kirchengebäuden und Gemeindehäusern. Bereitet Ihnen das Sorgen?

Arborelius: Ich denke, dass wir in Europa bereit sein müssen, kleiner zu werden. Kleiner, demütiger und von Mensch zu Mensch das Evangelium weitergeben. Wir müssen viel Mut und viel Hoffnung haben, obwohl wir vielleicht nicht immer diese große Organisation halten können. 

Mariendom in Hamburg / © Ralf Adloff (KNA)
Mariendom in Hamburg / © Ralf Adloff ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie sind als Ehrengast eingeladen und werden im Mariendom predigen. Um was wird es dabei gehen? 

Arborelius: Ich freue mich wirklich, hier die Eucharistie zu feiern. Und ich denke, dass wir durch die Eucharistie wirklich als eine Gemeinschaft von betende, jubelnde und evangelisierende Menschen weitergehen, in die Zukunft hinein. 

Jeder Getaufte hat an der Mission der Kirche Anteil und muss, wo er ist oder wo sie ist, das Evangelium weitergeben. Diese neue Evangelisation ist für Europa, für Hamburg, für Stockholm. Alle Getaufte haben die gemeinsame Aufgabe, um Christus nachzufolgen, ihn zu preisen und zu loben und auch die Freude, das Evangelium weiterzugeben. 

Das Interview führte Tobias Fricke.

Quelle:
DR