"Die EU und ihre Mitgliedsstaaten müssen dringend neue Strategien für die humanitäre Hilfe in Syrien entwickeln", sagte der Caritaspräsident im Deutschlandfunk. Er sprach sich beispielsweise für Aufbauhilfen für Gesundheitsstationen, Kindergärten und Schulen aus. Es gehe keineswegs darum, "Autobahnen oder Fabriken" für das Regime wieder aufzubauen.
Menschen retten und helfen
Bislang lehnt die EU alle Infrastrukturhilfen in Syrien ab. Politisches Prinzip ist es, jede Stärkung des Assad-Regimes zu vermeiden. Finanziert werden allein Nothilfeprojekte, etwa das Verteilen von Nahrung und Medikamenten.
Neher betonte, ihm sei bewusst, dass ein Strategiewechsel politisch hoch brisant sei. "Aber wenn es darum geht, Menschen zu retten und zu helfen, muss man diese enge Nothilfe unbedingt überwinden und weiterentwickeln". Nach mehr als zehn Jahren Bürgerkrieg lebten 90 Prozent der im Land verbliebenen Syrer unterhalb der Armutsgrenze.
Politische Strategien sind unakzeptabel
Die Lage verschlechtere sich aktuell von Tag zu Tag. Das Gesundheitswesen in Syrien sei faktisch zusammengebrochen. Mehr als 2,5 Millionen Kinder besuchten keine Schule. "Wenn wir nur auf die großen politischen Strategien schauen, dann vernachlässigen wir die Not der Menschen, und das ist in der gegenwärtigen Situation eigentlich nicht mehr akzeptabel", sagte Neher.
Über lokale Partner ist die Hilfsorganisation Caritas international seit langem in Syrien engagiert. Unterstützt werden beispielsweise Kinder, Alte und Kranke. Nach Caritas-Angaben sind 13 Millionen Syrer aus ihrer Heimat geflohen; im Bürgerkrieg starben geschätzte 500.000 Menschen.