Die Friedensbewegung hat am Samstag die Ostermärsche fortgesetzt. Unter dem Motto "Abrüsten statt Aufrüsten - Atomwaffen abschaffen - Friedenspolitik statt Konfrontation" startete in Duisburg, Köln und Düsseldorf der diesjährige Ostermarsch Rhein/Ruhr. Nach Angaben der Veranstalter beteiligten sich etwa 800 Menschen in den drei Städten. In Berlin, Hannover und Bremen gingen jeweils mehrere Hundert Menschen für Frieden und Abrüstung auf die Straßen. Auch in vielen anderen Städten wurde demonstriert.
"Die militärische Aufrüstung zu beenden"
In Duisburg forderte die friedenspolitische Sprecherin der Bundestagsfraktion der Linken, Kathrin Vogler, die Bundesregierung auf, "die militärische Aufrüstung zu beenden". Truppenaufmärsche und Auslandseinsätze der Bundeswehr sollten gestoppt, und "bewaffnete Kampfdrohnen geächtet" werden. Bei der Abschlusskundgebung in Düsseldorf kritisierte die Europaabgeordnete der Linken, Sabine Lösing, Aufrüstungspläne der Europäischen Union.
Auch in Berlin wandte sich der Ostermarsch gegen Rüstungsexporte und Auslandseinsätze der Bundeswehr. Nach Angaben des Netzwerks Friedenskooperative nahmen 2.000 Menschen teil. Steuergelder müssten für soziale Zwecke, Gesundheit, Renten Arbeitsplätze und Bildung statt für Rüstung ausgeben werden, hieß es im Berliner Aufruf zum Ostermarsch: "Wir wollen, dass alle Kriege beendet werden."
Abkommen zur Ächung von Atomwaffen
In Bremen demonstrierten rund 450 Menschen, nach Angaben der Veranstalter 1.000. Lars Pohlmeier von der atomkritischen Ärzteorganisation IPPNW warnte, die USA und Russland ersetzten ihre Atomwaffenarsenale durch immer schrecklichere Massenvernichtungswaffen und die diplomatischen Konflikte schaukelten sich zum Kalten Krieg hoch. Gleichzeitig forderte der Mediziner die Bundesregierung auf, dem Vertrag zur Ächtung von Atomwaffen beizutreten. 122 Staaten hätten dieses Abkommen inzwischen unterzeichnet. Es sei eine Schande, dass Deutschland nicht zu diesen Ländern gehöre.
Ausgangspunkt der Ostermarschbewegung waren vor 60 Jahren Proteste gegen Atomwaffen in Großbritannien. In der Bundesrepublik gingen in den 80er Jahren bis zu 300.000 Menschen bei den Ostermärschen auf die Straße. Der Berliner Sozialwissenschaftler Simon Teune führt die deutlich gesunkenen Teilnehmerzahlen vor allem auf die Unübersichtlichkeit aktueller Konflikte zurück. "Natürlich ist niemand gegen Frieden", sagte er der Berliner "tageszeitung" (Samstag): "Aber wenn man genauer hinschaut, kommt man schnell in die Bredouille, sich in komplizierten Konflikten positionieren zu müssen."
Erste "Ostermarschierer" noch mit Kriegserfahrung
Die erste Generation der Ostermarschierer habe noch selbst Kriegserfahrung gehabt, in den 80er Jahren habe dann im Kalten Krieg "die Auslöschung der Menschheit auf der Tagesordnung" gestanden, sagte Teune: "Heute ist die Konfliktlage viel diffuser." Wer heute nur "Kein Krieg gegen Russland" sage, laufe Gefahr, die Rolle Russlands in Syrien und der Ukraine sowie die Beeinflussung der öffentlichen Meinung in vielen Ländern auszublenden.
Der badische evangelische Landesbischof Jochen Cornelius-Bundschuh sieht in den Ostermärschen ein "Zeichen gegen Krieg und Gewalt". Die Bundesregierung rief er in einer Osterbotschaft dazu auf, keine Lieferungen von Kriegsschiffen nach Saudi-Arabien zu erlauben. Ein "Sieg gegen die Mächte des Todes" könne nicht auf dem Schlachtfeld gewonnen werden.