Mexikos Kirche sieht Pilgermassen mit Sorge

Tausende Gläubige ohne Maske und Abstand

Beim Fest zu Ehren des Heiligen Judas Tadeo in Mexiko erschienen tausende Gläubige ohne Maske und Abstand. Nun erwägt die katholische Kirche, die Türen zum weltberühmten Guadalupe-Fest im Dezember zu schließen.

Autor/in:
Tobias Käufer
Skulptur der Madonna von Guadalupe in Mexiko City / © natussi andreeva (shutterstock)
Skulptur der Madonna von Guadalupe in Mexiko City / © natussi andreeva ( shutterstock )

Tausende Gläubige ohne Masken und Abstand bei einem katholischen Fest in Mexiko bereiten der katholischen Kirche in der aktuellen Corona-Krise Kopfzerbrechen. Die Verantwortlichen haben nach den Feierlichkeiten zu Ehren des Heiligen Judas Tadeo in dieser Woche die Gläubigen und Pilger dazu aufgerufen, auch bei religiösen Veranstaltungen "Verantwortung und Vorsicht" walten zu lassen.

Zu den Feierlichkeiten waren Massen an Gläubigen erschienen, ohne eine Maske zu tragen oder die Abstandsregeln einzuhalten. Salvador Gonzalez Morales, Weihbischof in Mexiko-Stadt, verwies in einer Stellungnahme darauf, dass in diesem Jahr die Teilnahme an Gottesdiensten auf digitalem Wege möglich gemacht wurde, um Menschenansammlungen zu vermeiden. Nun prüft die Kirche, ob die Basilika in der Hauptstadt zum weltberühmten Guadalupe-Fest am 11. und 12. Dezember komplett geschlossen bleiben soll.

Jährliche Zusammenkunft zur Marien-Verehrung

Erst vor wenige Tagen hatte die Kirche angekündigt, das Guadalupe-Fest in diesem Jahr wegen der Pandemie ohne Pilger feiern zu wollen. Jedes Jahr im Dezember kommen Millionen zur Marien-Verehrung in den größten katholischen Wallfahrtsort der Welt, der Guadalupe-Basilika in Mexiko-Stadt. In diesem Jahr sollten die Gläubigen zu Hause bleiben, baten die Verantwortlichen der Basilika.

"Die Feierlichkeiten sollten in diesem Jahr in den Pfarreien, in den Vierteln oder in der Familie stattfinden", sagte Basilika-Rektor Salvador Martinez laut örtlichen Medienberichten. Am 11. und 12. Dezember würden keinerlei liturgische Feiern in dem Gotteshaus stattfinden, um Menschenansammlungen zu vermeiden.

Mexiko zählt zu den weltweit am härtesten von der Corona-Pandemie betroffenen Ländern. Mit rund 70 Toten pro 100.000 Einwohner und rund 900.000 registrierten Infektionen liegt das Land auf Rang zehn der Tabelle der Johns-Hopkins-Universität in den USA. Auch die katholische Kirche ist schwer getroffen. Laut dem Katholischen Medialen Zentrum waren bis zum 7. Oktober mehr als 90 Geistliche an den Folgen von Covid-19 gestorben. Mindestens sechs Bischöfe haben bislang eine Infektion durchgemacht.

Elf Millionen Pilger im vergangenen Jahr

Erst im vergangenen Jahr gab es einen neuen Rekord von rund elf Millionen Pilgern, die rund um die Dezember-Festtage die Guadalupe-Basilika in der mexikanischen Hauptstadt betreten hatten. Das Marienfest geht auf die Ereignisse zwischen dem 9. und 12. Dezember 1531 im heutigen Stadtgebiet der mexikanischen Metropole zurück. Dem schon zuvor zum Christentum übergetretenen Indigenen Juan Diego Cuauhtlatoatzin, der 2002 als erster Ureinwohner Amerikas heiliggesprochen wurde, erschien damals laut der Überlieferung an vier Tagen eine schwangere Frau mit Gesichtszügen einer Mestizin, die sich als Mutter Gottes bezeichnete und auf Juan Diegos Umhang ("Tilma") das weltberühmte Gnadenbild "Unsere Liebe Frau von Guadalupe" hinterließ.

Am Fuß des Erscheinungshügels, dem Tepeyac, wurde auf ihre Bitte eine große Kirche errichtet. Die «Guadalupana» ist Patronin von Mexiko, Lateinamerika und ganz Amerika, der Philippinen, der indigenen Völker sowie auch der Ungeborenen.

In der 1974 errichteten Basilika ist über dem Altar der Umhang ausgestellt, der das bekannte Gnadenbild zeigt. Die direkt darunter verlaufenden Rollbänder transportieren üblicherweise mehr als 15.000 Menschen pro Stunde. Viele Pilger begnügen sich aufgrund des großen Andrangs damit, das Bild von weitem zu sehen und dann die Kirche zu verlassen. Hunderttausende Pilger erreichen ihr Ziel in tage- bis wochenlangen Fußmärschen. Sie werden in diesem Jahr wohl ausfallen - wenn sich die Pilger denn daran halten.


Quelle:
KNA