Teilnehmer kritisieren Antisemitismus-Konferenz in Jerusalem

Zahlreiche Absagen

Für großen Unmut sorgt die Liste eingeladener Politiker aus Europa für eine internationale Antisemitismus-Konferenz in Israel. Es hagelte Absagen prominenter Teilnehmer. Aus Deutschland sagte Felix Klein für die Konferenz ab.

Eine schmutzige Kippa liegt in einer Pfütze / © Harald Oppitz (KNA)

Felix Klein reist – wie etliche andere prominente potenzielle Teilnehmende – nicht zu einer internationalen Antisemitismus-Konferenz nach Israel. Der Beauftragte der Bundesregierung gegen Antisemitismus sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA): "Zum Zeitpunkt meiner Zusage als Teilnehmer an einer Podiumsdiskussion bei der Konferenz war mir das weitere Teilnehmerfeld der Veranstaltung nicht bekannt."

Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus am 27.06.2023 in Berlin / © Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (dpa)
Felix Klein, Beauftragter der Bundesregierung für jüdisches Leben in Deutschland und den Kampf gegen Antisemitismus am 27.06.2023 in Berlin / © Bernd von Jutrczenka/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ ( (Link ist extern)dpa )

Weitere Eingeladene hatten ebenfalls aus Protest abgesagt, unter ihnen der britische Oberrabbiner Ephraim Mirvis. Der israelischen Zeitung "Haaretz" zufolge erklärte sein Sprecher zur Begründung, dass an der für den 26. und 27. März geplanten Konferenz "etliche rechtsradikale, populistische Politiker" aus Europa teilnähmen. Laut dem Bericht gehört zu denen, die Absagen übermittelt haben, auch der französische Philosoph Bernard-Henri Lévy.

Protest auch in Israel

Zu den nach Jerusalem eingeladenen Politikern, um die sich die Kontroverse rankt, gehören Medienberichten zufolge Jordan Bardella, Vorsitzender der französischen Nationalen Sammlungsbewegung Rassemblement National, und die Europaabgeordnete Marion Maréchal.

Protest gibt es auch in Israel. Dass Vertreter "extremistischer Parteien mit antisemitischen Wurzeln" eingeladen seien, untergrabe die Grundlagen des israelischen, jüdischen und internationalen Kampfes gegen Antisemitismus, heißt es laut "Haaretz" in einem Brief des Chefs des Knesset-Ausschusses für Diaspora-Angelegenheiten, Gilad Kariv. Das Schreiben sei unter anderem an Ministerpräsident Benjamin Netanjahu und den Minister für Diaspora-Angelegenheiten, Amichai Chikli, adressiert gewesen.

Gemeinsame Erklärung

Kürzlich gaben das Ministerium für Diaspora-Angelegenheiten und das Büro des israelischen Staatspräsidenten Isaac Herzog eine gemeinsame Erklärung heraus. Demnach wollen sich im Rahmen der Jerusalemer Konferenz als Reaktion auf die jüngsten Absagen von Teilnehmenden jüdische Führungspersönlichkeiten aus vielen Teilen der Welt mit Herzog treffen. Auch sei eine Podiumsdiskussion geplant.

Klein sagte unterdessen der "Jüdischen Allgemeinen" auf die Frage, ob es ihn beunruhige, dass Teile der israelischen Regierung die Nähe zu europäischen Rechtsextremen suchten: "Ich finde die Aussage der israelischen Regierung beruhigend, nach wie vor mit extremistischen Kräften hier in Deutschland keinerlei Kontakte zu pflegen."

Antisemitismus

Antisemitismus nennt man die offen propagierte Abneigung und Feindschaft gegenüber Juden als Volksgruppe oder als Religionsgemeinschaft. Der Begriff wird seit dem 19. Jahrhundert gebraucht, oft als Synonym für eine allgemeine Judenfeindlichkeit. Im Mittelalter wurden Juden für den Kreuzestod Jesu verantwortlich gemacht und als "Gottesmörder" beschuldigt. Während der Kreuzzüge entlud sich die Feindschaft in mörderischen Ausschreitungen, Vertreibungen und Zwangsbekehrungen.

Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler (dpa)
Teilnehmende einer Demonstration zur Solidarität mit Israel / © Michael Kappeler ( (Link ist extern)dpa )