Teilnehmerin lobt Perspektiven bei "dennoch."-Konferenz

"Out of the box"

Die "dennoch."-Konferenz in Hannover fragt nach der Motivation, in der Kirche zu bleiben. Die Theologie-Studentin Eva Kruk schätzt die Botschaft für Menschlichkeit. Von der Konferenz nimmt sie Inspiration für die Jugendarbeit mit.

Blick durch eine Glasfront auf der Konferenz dennoch. Konferenz für Neues in Kirche in Hannover / © Annika Schmitz (KNA)
Blick durch eine Glasfront auf der Konferenz dennoch. Konferenz für Neues in Kirche in Hannover / © Annika Schmitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Sie engagieren sich in Ihrer Gemeinde und arbeiten mit den Pfadfindern: Wie erleben Sie Glaubensverkündigung in ihrem Alltag? Ist das schwieriger geworden?

Eva Kruk, Theologiestudentin Bistum Essen, nimmt an der Konferenz teil  / © Ina Rottscheidt (DR)
Eva Kruk, Theologiestudentin Bistum Essen, nimmt an der Konferenz teil / © Ina Rottscheidt ( DR )

Eva Kruk (Teilnehmerin der "dennoch."-Konferenz in Hannover): Gerade für jüngere Leute, die viel bewegen wollen, ist es oft anstrengend, genügend finanzielle und personelle Ressourcen für Projekte zu bekommen, die auf eine neue Art ihren Glauben umsetzbar machen.

Ich erlebe aber sehr viele Bewegungen, die einiges möglich machen. Ich begleite bei den Pfadfindern auf Bistumsebene ein Projekt. Dabei erlebe ich Leute in meinem Alter, die eine gute Gruppendynamik haben, die Werte vermitteln, die Vielfalt vermitteln.

Sie wollen die christliche Botschaft verkünden und jedem Menschen ermöglichen, ein Individuum zu sein. In der Jugendbewegung ist viel Motivation da, etwas zu machen. Und da ist auch Raum, ganz neue Wege zu gehen. Aber trotzdem bleibt es in allen Bereichen ein Auf und Ab mit vielen Herausforderungen. 

DOMRADIO.DE: Wie oft müssen Sie sich erklären vor Menschen, die der Kirche nicht so nah stehen, dass Sie sich noch für Kirche engagieren? 

Kruk: Es kommen immer wieder Fragen nach meinen Ansichten und wie ich mich positioniere. Wenn ich aber deutlich mache, dass ich eigentlich für die Botschaft von Menschlichkeit, Solidarität und Empathie einstehe und an Projekten deutlich mache, wie ich meinen Glauben lebe, dann treffe ich auf viel Verständnis und auch auf Bewunderung.

Eva Kruk

"Ich weiß nicht, wie lange ich noch hinter der Institution stehen kann, aber ich stehe hinter einer Botschaft, die auf Menschwerdung anspielt."

Im Kontext der Skandale kommt aber auch die Frage: "Wie lange reicht noch Deine Kraft, bei der Institution Kirche zu bleiben?" Ich weiß nicht, wie lange ich noch hinter der Institution stehen kann, aber ich stehe am Ende hinter einer Botschaft, die auf Menschwerdung anspielt. Und das kann ich, glaube ich, länger als gewisse Kirchenentwicklungen mitmachen. 

DOMRADIO.DE: Sie haben die Kirchenkrise angesprochen: Viele Menschen treten aus, weil sie eben nicht mehr mit dieser Institution einverstanden sind, weil sie kritisch sind, weil sie dagegen protestieren. Was hält Sie? Warum bleiben Sie in dieser Kirche? 

Kruk: Ich bleibe, weil ich ganz viele Menschen kenne, die mir in meiner Kindheit und Jugend gezeigt haben, was diese Botschaft der Kirche mit einem machen kann. Menschen, die gesagt haben: "Ich glaube an Dich, Du darfst sein, wie Du bist" und die mir Raum gegeben haben. Mit diesen Leuten darf ich noch zusammenarbeiten. Auf der "dennoch."-Konferenz trifft man auf ganz viele Leute, die das genauso sehen. Diese Menschen motivieren mich, weiterzumachen.

DOMRADIO.DE: Welche Erfahrungen haben Sie bisher auf der "dennoch."-Konferenz gemacht? 

Kruk: Mich motiviert die Außenperspektive, gerade auch in den Workshops: Die haben mich sehr mitgenommen, weil es da auch die Perspektive von aussenstehenden Leuten und nicht von Theologen gab. Ich war in einem Workshop zu Kreativitätsmethoden, bei dem wir "out of the box" gedacht haben und auch Ratschläge von Menschen annehmen konnten, die nicht in dieser kirchlichen Bubble und in der kirchlichen Sprache unterwegs sind. Das finde ich super stark, das hier mitnehmen zu können. 

Eva Kruk

"Hier ist oft der Satz gefallen "Einfach mal machen". Das möchte ich mitnehmen und andere damit begeistern."

DOMRADIO.DE: Was wollen Sie mitnehmen in Ihren Alltag, wenn der Montag in Essen wieder losgeht? 

Kruk: Zum einen muss ich weiter daran arbeiten, mir ein Motivationsnetzwerk zusammenzustellen mit Leuten und Projekten, die ich hier teils kennenlernen durfte. Ich verfolge weiter, was da passiert und kann mir dadurch auch Inspiration und Ideen in den Alltag mitnehmen. Zum anderen habe ich mir klar gemacht: Ich darf etwas verändern, ich will etwas verändern. Hier ist oft der Satz gefallen "Einfach mal machen". Das möchte ich mitnehmen und andere damit begeistern.

Das Interview führte Ina Rottscheidt. 

dennoch.-Konferenz sucht Impulse für Zukunft der Kirche

Auf der "dennoch-Konferenz" beschäftigen sich in Hannover rund 520 Personen mit der Zukunft der Kirche. "Von der Konferenz erhoffe ich mir einen Sammelpunkt von Kräften, die jeweils für sich originelle, kreative und nachhaltige Projekte von Kirchenentwicklung verantworten", sagte der Bochumer Pastoraltheologe und Mitorganisator Matthias Sellmann der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Symbolbild: Vortrag, Redner, Konferenz, Symposium, Debatte, Diskussion, Veranstaltung. / © Matej Kastelic (shutterstock)
Symbolbild: Vortrag, Redner, Konferenz, Symposium, Debatte, Diskussion, Veranstaltung. / © Matej Kastelic ( shutterstock )
Quelle:
DR