Teresa von Avila betonte die Freundschaft zu Gott und zu Anderen

Weniger Ego und mehr Gemeinsamkeit

Heilige scheinen als Glaubensvorbilder unerreichbar und aus einer anderen Zeit zu stammen. Dabei inspirieren sie noch immer. So auch die Kirchenlehrerin Teresa von Avila, deren lebensnahe Glaubensimpulse zum Nachahmen anregen.

Autor/in:
Kerstin-Marie Berretz OP
Statue Teresa von Ávila / © Marc Clinton Labiano (shutterstock)
Statue Teresa von Ávila / © Marc Clinton Labiano ( shutterstock )

Am 15. Oktober feiert die Kirche die heilige Teresa von Avila, die 1515 geboren wurde und 1582 in der Nähe von Salamanca starb. Sie wurde bereits 1614 heiliggesprochen und von Papst Paul VI. 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin ernannt.

Teresa wurde mit 13 Jahren zur Halbwaise, als ihre Mutter starb. Mit 16, als ihre Schwester heiratete, gab ihr Vater sie zur weiteren Erziehung in ein Augustinerinnenkloster, das die junge Frau jedoch aus gesundheitlichen Gründen nach 18 Monaten wieder verlassen musste. 

Klostereintritt gegen den Willen des Vaters

Sie zog zu ihrer Schwester, wo sie die Briefe des Kirchenvaters Hieronymus las. Sie gaben ihr den Impuls, über ein Leben im Kloster nachzudenken - nicht nur aufgrund ihrer echten Christusbeziehung, sondern auch wegen der damaligen schwierigen Situation von unverheirateten Frauen und der vorherrschenden Angst vor der Hölle.

Blick auf Ávila / © Ovidio Aldegunde
Blick auf Ávila / © Ovidio Aldegunde

So trat sie - gegen den Willen ihres Vaters - 1535 in den Karmel zur Menschwerdung ein. Im Konvent lebten zu dieser Zeit knapp 40 Schwestern, doch wuchs die Anzahl wegen des immensen Frauenüberschusses in Spanien in nur 15 Jahren auf 190 - mit wirtschaftlichen, sozialen und spirituellen Folgen. 

Gleichzeitig waren Teresa die Regeln im Karmel zu locker, so dass sie 1562 in ein von einer Gönnerin gestiftetes Haus zog, um dort ihr eigenes Kloster zu errichten.

Strenge, Tatkraft, Barfüßigkeit

Hier begann sie mit vier Mitschwestern und mit der Erlaubnis von Papst Pius VI., die ursprüngliche Lebensweise des Ordens zu leben. Als Zeichen der Strenge legten die Schwestern die Schuhe ab und wurden zu Barfüßernonnen. 

Kloster der Menschwerdung in Ávila / © Ovidio Aldegunde
Kloster der Menschwerdung in Ávila / © Ovidio Aldegunde

Die ersten Klöster der Unbeschuhten wurden mit der kleinen Anzahl von dreizehn Schwestern gegründet, die später auf nicht mehr als einundzwanzig Schwestern erhöht wurde. So versuchte die Heilige, die problematischen Situationen und Erfahrungen aus ihrem ersten Karmel zu vermeiden.

Nach weiteren Gründungen für Schwestern erfolgte auch die Errichtung eines männliches Zweiges des Teresianischen Karmels. Dies war der Heiligen möglich aufgrund ihrer Freundschaft mit Johannes vom Kreuz, dem sie 1568 ihre neuen Ziele erklärte: nämlich einen geschwisterlichen Lebensstil zu pflegen, das Freiwerden vom Ego und vor allem die Pflege einer intensiven Freundschaft mit Gott.

Ein "Kraftwerk ihres Jahrhunderts"

Wegen der Verbindung ihrer erstaunlichen Tatkraft und ihrer tiefen Frömmigkeit nannte der niederländische Theologe Paul van Geest sie einmal ein "Kraftwerk ihres Jahrhunderts." Dabei war Teresa zutiefst demütig, da sie Demut als ständiges Bemühen um Selbsterkenntnis verstand.

Figur von Johannes vom Kreuz / © Peter Lockley (KNA)
Figur von Johannes vom Kreuz / © Peter Lockley ( KNA )

Nachdem die Heilige gegen ihren Willen zur Priorin ihres ersten Karmels ernannt worden war, gelang es ihr gemeinsam mit Johannes vom Kreuz, eine Erneuerung in der Gemeinschaft zu bewirken. 

Ihre Sanftmut, die ihren Führungsstil prägte, half ihr dabei, die Schwestern für ihre Vorhaben zu gewinnen.

Weniger Ego und mehr Gemeinsamkeit

Auch wenn Teresa von Avila vor fast 500 Jahren gestorben ist, ist sie doch eine Heilige, die heute noch gute Gedanken und Impulse schenken kann. Ihre Freundschaft zu Gott kann auch heute dazu ermutigen, die persönliche Gottesbeziehung zu pflegen - gerade in diesen Zeiten, in denen die Kirche vor großen Herausforderungen steht und die Seelsorge vor Ort sich stark verändert. 

Aus dem persönlichen Gebet kann dann eine Kraft wachsen, die einen vielleicht nicht zu einem "Kraftwerk des Jahrhunderts" macht, die aber dazu beitragen kann, in schwierigen Zeiten den Glauben nicht zu verlieren.

Die Einladung zu einem geschwisterlichen Lebensstil kann in größer werdenden Seelsorgeeinheiten die Gemeinschaft stärken, weil Bande untereinander geknüpft und gepflegt werden können - auch ohne hauptamtliche Unterstützung. Das Loslassen und Freiwerden vom eigenen Ego wiederum kann helfen, in all den Herausforderungen gelassen und letztendlich sanftmütig zu sein - und vielleicht sogar, wie die heilige Teresa, andere Menschen für neue Wege zu gewinnen.

Das Leben der Heiligen zeigt, dass man nicht groß und fit und gesund sein muss, um Großes zu bewirken. Vielmehr scheint die große Liebe zu Gott Teresa eine unermessliche Energie geschenkt zu haben, mit der sie letztlich Großes bewirkt hat.

Dr. Teresa von Avila

Die Mystikerin Teresa von Avila (1515-1582) ist posthum mit der Ehrendoktorwürde ihrer Heimatuniversität ausgezeichnet worden. Die Ehrung erfolgte im Jahr 2015, zum 500. Geburtstag der gelehrten Ordensfrau.

Den Doktorhut und die Universitätsmedaille nahm stellvertretend der Generalobere der Karmeliten, Saverio Cannistra, entgegen. Teresa von Avila wurde bereits 1622 heiliggesprochen.

Papst Paul VI. (1963-1978) erhob sie 1970 als erste Frau zur Kirchenlehrerin. Die Universität Salamanca machte sie 1922 zur Doktorin honoris causa. (kna)

Statue Teresa von Ávila / © Marc Clinton Labiano (shutterstock)
Statue Teresa von Ávila / © Marc Clinton Labiano ( shutterstock )
Quelle:
KNA