Themen der Papstreise nach Mexiko sind aktueller denn je

Franziskus kam ein Jahr zu früh

Vor einem Jahr war Franziskus in Mexiko zu Gast. Seine Themen von damals könnten nicht aktueller sein: Migration und Armutsbekämpfung. Ein Donald Trump erschien damals noch weit entfernt.

Autor/in:
Tobias Käufer
Papstreise nach Mexiko / © Alessandro Di Meo (dpa)
Papstreise nach Mexiko / © Alessandro Di Meo ( dpa )

Papst Franziskus ist noch überall gegenwärtig: Vor dem "Haus der Migranten" in Ciudad Juarez hängt am Zaun ein Bild des Papstes; große Plakate erinnern in der Stadt an der Grenze zu den USA an den historischen Besuch des Kirchenoberhaupts vor einem Jahr.

Reise kam ein Jahr zu früh

Vom 12. bis 18. Februar 2016 weilte der Argentinier Franziskus in Mexiko, eine Reise, die - den jüngsten politischen Entwicklungen nach zu urteilen - um ein Jahr zu früh kam.

In Erinnerung an den Aufenthalt wird in diesen Tagen in Ciudad Juarez eine fast fünf Meter hohe Bronzestatue des Papstes aufgestellt. Fast eine Tonne wiegt die Skulptur, die der Künstler Pedro Francisco Rodriguez erschuf, hergestellt unter anderem aus Tausenden Schüsseln, die die Einwohner der Stadt spendeten.

Inzwischen ist Ciudad Juarez wieder in den Fokus der internationalen Öffentlichkeit geraten: Die Grenze zum texanischen El Paso, die Drohung von Massenabschiebungen mexikanischer Einwanderer aus den USA, die Neuverhandlungen des Freihandelsabkommens zu Lasten Mexikos - seit der Ära Trump scheint nichts mehr, wie es war. All das belastet die Menschen in der ehemals gefährlichsten Stadt der Welt, die die Wucht der Gewalt des Drogenhandels am eigenen Leib zu spüren bekamen.

Bleibende Sätze von Franziskus

In Ciudad Juarez sagte Franziskus vor einem Jahr zum Abschluss seiner Mexikoreise Sätze wie diesen: "Gott wird von den Sklavenhaltern unserer Zeit Rechenschaft fordern!" Und: "Welche Luft werden unsere Kinder atmen? Eine von Korruption, Gewalt, Unsicherheit und Misstrauen vergiftete - oder eine, die in der Lage ist, Alternativen hervorzubringen?" Die Migration von Süd nach Nord beschrieb er als einen "Weg, der von schrecklichem Unrecht belastet ist, auf dem unsere Brüder versklavt, entführt, erpresst und zum Opfer von Menschenhandel werden." Unter dem Beifall Hunderttausender rief er: "Nie wieder Tod und Ausbeutung!", und fuhr an die Täter gerichtet fort: "Es gibt immer eine Zeit zur Umkehr, es gibt immer einen Ausweg!"

Inzwischen ist ein Jahr vergangen. Padre Javier Calvillo, der das Haus der Migranten in Ciudad Juarez leitet, betonte im Gespräch mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), man müsse abwarten, was die Zukunft bringe. "Die Lage für die Migranten war schon unter Präsident Barack Obama katastrophal. Was ihn von Donald Trump unterscheidet, ist, dass er nicht so laut darüber geredet hat."

Größere Sorgen als die Verbalattacken Trumps macht Calvillo, dass sein Heimatland auf einen möglichen Ansturm von Rückkehrern nicht vorbereitet ist: "Dazu sind noch viele Anstrengungen nötig." Franziskus habe damals die richtigen Themen angesprochen. Sie hätten an Aktualität nichts verloren, sagt er. "Jetzt geht es eigentlich nur darum, die richtigen Schlüsse zu ziehen." Vor dem Bau einer Mauer hat er keine Angst: "Die gibt es doch schon seit Jahren, und zwar in den Köpfen. Schon seit Bill Clinton." Die Flüchtlinge würden trotzdem kommen - angesichts der katastrophalen Lebensbedingungen in ihren Heimatländern sähen sie keine anderen Ausweg.

Moderate Papst-Töne Richtung Trump

Zur politischen Debatte in Washington über legale und illegale Migration äußerte sich Franziskus vor einem Jahr nicht. Das holte er inzwischen auf indirektem Wege nach: In seinem Glückwunschschreiben zur Amtseinführung Trumps mahnte er einen humanen Umgang mit Flüchtlingen an: "Unter Ihrer Führung möge Amerikas Größe sich weiterhin vor allem in seiner Sorge für die Armen, die Ausgestoßenen und Bedürftigen zeigen, die wie Lazarus vor unserer Tür stehen", hieß es in dem Schreiben vom Januar.

Vor genau einem Jahr hatte Franziskus den Mexikanern mit einem Abschiedsgruß noch einmal Mut gemacht und sie aufgefordert: "Sorgt dafür, dass diese mexikanische Gesellschaft nicht im Dunkeln bleibt. Seid Propheten des Morgen, seid Zeichen eines neuen Sonnenaufgangs."

Für Sonntag haben mehr als 70 Organisationen in Mexiko zu landesweiten Protestmärschen gegen die Politik von US-Präsident Donald Trump aufgerufen. Die Demonstrationen unter dem Motto "Vibra Mexiko" (Erbebe Mexiko) wenden sich gegen jede Art von Rassismus und Diskriminierung. Mancher dürfte sich dabei an die Worte von Franziskus erinnern.


Quelle:
KNA