Theologe: Alternativen zu Gentechnik mitdenken

"Wir müssen Nahrungsmittel nur gerecht verteilen"

Natürlich müsse alles getan werden, um den Hunger in der Welt zu besiegen. Der katholische Theologe Andreas Lob-Hüdepohl findet aber Gentechnik in der Landwirtschaft nicht den besten Weg.

Andreas Lob-Hüdepohl / © Harald Oppitz (KNA)
Andreas Lob-Hüdepohl / © Harald Oppitz ( KNA )

Das sagte er im Interview den Zeitungen der Verlagsgruppe Bistumspresse in Osnabrück am Sonntag. "Aber wir sollten das Naheliegende tun: den Skandal der Lebensmittelvernichtung beenden und die Agrarflächen auf der Erde nicht für den überbordenden Fleischkonsum einiger weniger verschwenden."

Es gebe genug Nahrungsmittel auf der Welt, so das Mitglied des Deutschen Ethikrates. "Wir müssen sie nur gerecht verteilen, anstatt und allzu schnell durch die Versuchungen der grünen Gentechnik verblenden und ablenken zu lassen". Es bestehe immer die Gefahr, mit einem guten Ziel auch umstrittene Methoden zu legitimieren. Dem müsse mit einer sorgfältigen Abwägung von Risiken und Chancen, Nutzen und Schaden begegnet werden. "Niemals darf der noch so gute Zweck moralisch bedenkliche oder sogar verwerfliche Mittel heiligen."

Gen-Schere CRISPR/Cas

Auch bei der Debatte über die Gen-Schere CRISPR/Cas rät Lob-Hüdepohl zum Innehalten und zur Abwägung. Auch wenn es gelänge, mittels dieser Technik lebensbedrohende Krankheiten zu verhindern oder das Erkrankungsrisiko zu senken, gehe es dabei "im Grunde genommen um die Verwirklichung des Elternwunsches nach einem genetisch eigenen Kind". Die Frage sei, ob der angesichts erwartbarer Nebenwirkungen "hochriskante Aufwand" betrieben werden sollte, um den Wunsch nach einem Kind oder dessen möglichst risikoarmer Zukunft zu erfüllen. Die Versprechungen der Technik lenkten von solchen Alternativen ab, so Lob-Hüdepohl: "Sie suggerieren die einfache Lösung. Darin besteht die Gefahr."

Das größte Problem sei, dass in solchen Fällen Eltern für ihre Kinder entschieden, so Lob-Hüdepohl. Die CRISPR/Cas-Technik wäre nur dann legitim, "wenn wir mit größter Wahrscheinlichkeit davon ausgehen können, dass unsere Kinder der Manipulation aus Überzeugung zustimmen würden". Das aber sei nur in außergewöhnlichen Fällen vorstellbar.


Quelle:
KNA