"Es ist doch so: Gott wird Mensch. Im geweihten Amt kommt es darauf an, das heilvolle Handeln Gottes im Menschen Jesus von Nazareth zu vergegenwärtigen. Warum sollte eine Frau – von Gott geschaffen und gewollt – dies nicht ausfüllen können?", sagte Bogner in einem am Freitag auf der Internetseite des Bistums Eichstätt veröffentlichten Interview.
"Weltweit ähnliche Fragen"
Die Vergegenwärtigung Christi im Amt geschehe ohnehin nur exemplarisch, punktweise und symbolisch, fügte Bogner hinzu. "Es ist überhaupt nicht plausibel, weshalb das Kriterium des Geschlechts einen Unterschied machen sollte. Wir weihen ja auch nicht nur Zimmermannssöhne zu Priestern." Bogner stammt aus dem Bistum Eichstätt und ist Professor für Moraltheologie an der Universität Fribourg.
Der Theologe bekräftigte seine Auffassung, dass auch nach den jüngsten kritischen Äußerungen aus dem Vatikan die Debatte um Homosexualität und Frauenweihe weitergehen werde. "Sie sind schon weit gediehen und viele qualifizierte Stimmen haben sich daran beteiligt.
Das deutet darauf hin, dass es nicht gänzlich gegen den Willen Gottes sein kann, worum es da geht." Die Weltsynode in Rom habe gezeigt, "dass weltweit ähnliche Fragen anliegen" wie in Deutschland. Daher sei der Reformdialog Synodaler Weg "ein wichtiger Dienst der deutschen Kirche für die Weltkirche".
Bischofsamt nicht monarchisch denken
Eine große Herausforderung besteht laut Bogner darin, das Bischofsamt nicht länger monarchisch zu denken. Man könne am Weiheamt festhalten, müsse es aber nicht als "Alleinherrschaft" verstehen. In der Praxis werde es auch "glücklicherweise oft anders und viel kooperativer praktiziert".
Die Beteiligung von Gläubigen an Entscheidungen sei aber nicht verbindlich, sondern werde höchstens gewährt. "Das ist einer Kirche, die von der gleichen Würde aller Getauften spricht, eigentlich unwürdig."