Theologe hält katholische Priesterinnen für denkbar

Erst Segensfeiern für Homosexuelle, dann Priesterinnen

Als "zu wenig" empfanden manche das Vatikan-Papier zur Homosexuellen-Segnung, andere nannten es "bahnbrechend". Zu letzteren gehört der Theologe Michael Seewald. Er sieht in der Erklärung noch viel größeres Potenzial.

Homosexuelles Paar und eine Regenbogenfahne / © PeopleImages.com - Yuri A (shutterstock)
Homosexuelles Paar und eine Regenbogenfahne / © PeopleImages.com - Yuri A ( shutterstock )

Das Vatikan-Papier zur Segnung für homosexuelle Paare hat aus Sicht des Theologen Michael Seewald das Potenzial für einen "historischen Wandel" in der Kirche. 

Die vatikanische Glaubensbehörde habe damit den eigenen Grundsatz aufgehoben, dass der Kirche aus dem Lehramt schlicht die Vollmacht zur Segnung homosexueller und wiederverheirateter Paare fehle, so der Münsteraner Theologe in einem Gastbeitrag für den "Kölner Stadtanzeiger" am Donnerstag.

Seewald wies darauf hin, dass bislang mit der gleichen Argumentation der Ausschluss von Frauen vom Priesteramt begründet werde. Zwar behandle die Erklärung die Frage nach Weiheämtern nicht, zeige jedoch, dass sich die Sicht auf die eigenen Vollmachten wandle. 

"Dass dies nun so offen von römischer Seite zugegeben wird, könnte ein Indiz für behutsam vorbereitete Veränderungen sein, drängende Fragen des kirchlichen Lebens betreffend, in denen Entwicklung bislang ausgeschlossen schien."

Die Weiterentwicklung der Lehre

Gleichzeitig betonte Seewald den "prozesshaften Charakter" der Grundsatzerklärung. Diesen habe der Leiter der vatikanischen Glaubensbehörde, Kardinal Victor Fernandez, im Vorwort zur Erklärung deutlich hervorgehoben. "Es gibt keinen Grund, dieses Dokument als den Endpunkt der Entwicklung zu sehen, aus der es hervorgegangen ist", so Seewald. 

"Theologen und Seelsorger, aber auch engagierte Katholiken und eine kritische Öffentlichkeit sollten daher nicht nachlassen in ihrem Drängen, dass sich auch die 'Weiterentwicklung' der Lehre, von der die Erklärung spricht, selbst noch einmal weiterentwickelt."

Katholische Kirche erlaubt Segnung für homosexuelle Paare

Homosexuelle Paare können ab sofort auch in der katholischen Kirche gesegnet werden. Die vatikanische Glaubensbehörde veröffentlichte am Montag eine Grundsatzerklärung, wonach katholische Geistliche unverheiratete und homosexuelle Paare segnen dürfen. In dem Text mit dem Titel "Fiducia supplicans" (deutsch: Das flehende Vertrauen) wird betont, dass dabei eine Verwechslung mit einer Eheschließung ausgeschlossen werden muss. Auch darf ein Geistlicher den Segen nicht im Rahmen eines Gottesdienstes erteilen.

Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia (dpa)
Ein Regenbogen leuchtet über dem Petersdom vor dem Beginn der wöchentlichen Generalaudienz von Papst Franziskus im Vatikan / © Gregorio Borgia ( dpa )
Quelle:
KNA