Im Gespräch mit dem Deutschlandfunk verwies Beinert auf ein Interview Müllers mit der französischen Zeitung "La Croix". Darin habe der Kardinal seine Aufgabe als Leiter der Glaubenskongregation mit den Worten umschrieben, sein Job sei es, dem Pontifikat von Franziskus Struktur und Form zu geben.
Porzellan des Papstes kitten?
Mit diesen Worten habe Müller faktisch zum Ausdruck gebracht, "dass der Papst nicht Papst kann» und der Präfekt der Glaubenskongregation das Porzellan kitten müsse, "dass der Papst zerbricht", so Beinert. Dies sei ein "Affront" gegenüber Franziskus gewesen.
Am Wochenende hatte der Vatikan bestätigt, dass die am 2. Juli zu Ende gegangen fünfjährige Amtszeit als Präfekt der Glaubenskongregation nicht verlängert wird. Nachfolger Müllers als Leiter der ältesten Kurienbehörde ist der bisherige Sekretär der Glaubenskongregation, der spanische Kurienerzbischof und Jesuit Luis Francisco Ladaria Ferrer.
Kardinal Müller: Verhältnis zum Papst ist gut
Müller hatte am Sonntag vor Journalisten in Mainz betont, zwischen Papst Franziskus und ihm gebe es keine Auseinandersetzung. Das Verhältnis sei gut. Die Gründe, warum seine Amtszeit nicht verlängert worden sei, kenne er nicht. Zuvor hatte Müller der Mainzer "Allgemeinen Zeitung" gesagt, der Papst habe ihm mitgeteilt, dass er dazu übergehen wolle, die Amtszeiten generell auf fünf Jahre zu begrenzen, "und da war ich der Erste, bei dem er das umgesetzt hat".
Beinert unterstrich im Deutschlandfunk, dass bis auf den Papst die Arbeitszeit im Vatikan generell auf fünf Jahre befristet sei, auch wenn diese Regel bislang bei Kardinälen "sehr selten" Anwendung gefunden habe. Müllers Nachfolger Ladaria komme wie der Papst selbst aus dem Jesuitenorden und vertrete mutmaßlich eine ähnliche geistige Grundhaltung wie Franziskus, so Beinert.
Kein Affront gegen Benedikt XVI.
Auf die Frage, ob die Ablösung des bisherigen Präfekten auch als Affront gegen den emeritierten Papst Benedikt XVI. zu verstehen sei, der Müller eingesetzt hatte, antwortete Beinert, dies sehe er nicht.
Franziskus setze andere Akzente als sein Vorgänger und müsse sein Personal danach auswählen. Derartige Unterschiede habe es immer schon gegeben, betonte der Dogmatiker: "Kein Papst war der Klon seines Vorgängers."