"Katholiken lassen sich nicht mehr von Rom belehren, über was sie diskutieren dürfen und was sich verändern muss in der Kirche, damit die Kirche für sie weiterhin ein Ort ist oder wieder zu einem Ort wird, an dem sie mit Überzeugung ihren Glauben miteinander leben können", sagte Müller, der auch Psychotherapeut ist, dem Portal katholisch.de (Sonntag).
Am Freitag war die Parolin-Note bekanntgeworden. Darin teilt er den deutschen Bischöfen vor dem Hintergrund des Reformprozesses Synodaler Weg mit, dass die den Männern vorbehaltene Priesterweihe und die Lehre der Kirche zur Homosexualität nicht verhandelbar seien. Damit stellte sich der Vatikan erneut gegen zentrale Reformideen in Deutschland.
"Da gibt es kein Zurück"
Müller sagte, dass die Liebe zwischen gleichgeschlechtlichen Partnern grundsätzlich genauso unter dem Segen Gottes stehe wie heterosexuelle Verbindungen. Zumindest in der Kirche in Deutschland werde erstere zunehmend als selbstverständlich betrachtet. "Da gibt es kein Zurück, und da wird es kein Zurück geben, mögen sich manche im Vatikan auch noch so sehr dagegen sträuben."
Über eine Zulassung von Frauen zu allen Weiheämtern werde diskutiert, und das müsse auch so sein, betonte Müller. Er sprach von einer "frauenfeindlichen Kirche", weswegen sich etwas ändern müsse. Das "eigentliche Fundament allen Lehrens in der Kirche" sei die Gemeinschaft aller Getauften, zu der eben auch Frauen gehörten. Es bestehe die Gefahr, dass die Kirche zu einem "bedeutungslosen Verein" werde.
Der Psychotherapeut war von 1991 bis 2016 Leiter des Recollectio-Hauses der Benediktinerabtei Münsterschwarzach. Dort sollen sich Priester, Ordensleute und Mitarbeitende in der Seelsorge körperlich, psychisch und geistlich-spirituell sammeln können, um sich für die pastorale Aufgabe zu stärken.