Missbrauchsbetroffene im Bistum Essen sollen künftig Unterstützungsangebote leichter in Anspruch nehmen können. Dazu seien etwa Regeln zur Erstattung von Therapiekosten verbessert worden, wie das Bistum am Dienstag in Essen erklärte.
Zudem vermittle die Diözese Missbrauchsbetroffene an kostenlose psychosoziale Beratungsstellen. Eine Referentin für Betroffenenarbeit helfe bei der Suche nach einem passenden Hilfsangebot sowie der Antragstellung.
Im bisherigen System hatte das Bistum sogenannte Einzelfallhilfen für Missbrauchsbetroffene geleistet. Die neue, seit dem 1. Juni geltende Ordnung, so das Bistum, sei eine «transparente Basis», an der sich alle Betroffenen und Angehörigen orientieren könnten.
Sie ist demnach eine Folge aus den Empfehlungen der im vergangenen Jahr vorgestellten Aufarbeitungsstudie zu sexuellem Missbrauch im Bistum Essen ("IPP-Studie"). Pro Jahr stellt das Bistum für diese Hilfen ein Gesamtbudget von 100.000 Euro zur Verfügung.
Erstattung von stationären Therapien, Kuren, Reha
Teil des neuen Regelwerks ist laut Bistum außerdem, dass Betroffene nun bis zu 60 Stunden ambulante Psychotherapie erstattet bekommen könnten - unabhängig davon, ob ein Verfahren bei der Unabhängigen Kommission für Anerkennungsleistungen (UKA) läuft. Wer einen Antrag stelle, müsse lediglich eine sogenannte Plausibilitätsprüfung vorlegen.
Neben ambulanten Therapien erstattet das Bistum bei Bedarf auch Kosten für stationäre Psychotherapien, Kuren oder Reha-Maßnahmen in einer Höhe von bis zu 15.000 Euro je betroffener Person. Bei Beratungen durch eine externe psychosoziale Beratungsstelle, mit der das Bistum noch nicht kooperiert, übernehme es die Kosten für bis zu fünf Beratungsstunden. Zudem erstatte das Bistum alle Fahrtkosten zu Therapien und Beratungen.
Empfehlungen von Studie Schritt für Schritt umsetzen
Die im Februar vergangenen Jahres vorgestellte IPP-Studie erforschte sozialwissenschaftlich Ursachen von und Präventionsmöglichkeiten für sexualisierte Gewalt in den Pfarreien des Bistums Essen. Erstellt wurde die Studie von einem Team des Münchener Instituts für Praxisforschung und Projektberatung (IPP).
Seither hat laut Bistum ein internes Team die umfangreichen Handlungsempfehlungen der Studie mit externer Unterstützung gesichtet und so aufbereitet, dass sie Schritt für Schritt umgesetzt werden könnten.