Thomas Sternberg feiert seinen 70. Geburtstag

"In dieser Kirche bin ich zu Hause"

Der ehemalige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Thomas Sternberg, feiert seinen 70. Geburtstag. Auch jetzt beobachtet er die Entwicklungen in der Kirche, erlebt sie allerdings wieder stärker von der Basis her.

Ehemaliger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken / © Harald Oppitz (KNA)
Ehemaliger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken / © Harald Oppitz ( KNA )

DOMRADIO.DE: Wo sind Sie im Moment?

Thomas Sternberg (ehemaliger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken): Ich bin hier in Venedig. Das ist eine Stadt, die ich sehr liebe und in der ich vor vielen Jahren, 1999, mit allen Kindern mal gewesen bin. In dem gleichen von Schwestern geführten Haus mitten in der Stadt wohne ich jetzt wieder, allerdings mit fünf Kindern und ihren Partnern und sechs Enkeln.

DOMRADIO.DE: Sie waren jetzt von 2015 bis 2021 Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, dem ZdK. Wie blicken Sie jetzt auf die Kirche zurück?

Sternberg: Ich muss sagen, ich bin eigentlich froh darüber, dass ich nicht mehr alles kommentieren muss. Manchmal denke ich, was ist das gut, dass ich da gerade nicht eine Formulierung erfinden muss, wie man da einerseits deutlich machen kann, dass diese Kirche nicht völlig verloren ist, aber andererseits auch das Kopfschütteln nicht verbergen kann. Auch die Kritik und das Entsetzen nicht.

Andererseits erlebe ich jetzt Kirche wieder stärker aus der Position, was eigentlich christliches Leben und kirchliches Leben ausmacht, nämlich von der Basis her, von der Liturgie her. Wenn ich dann Ostern gefeiert habe, dann weiß ich: In dieser Kirche bin ich zu Hause.

DOMRADIO.DE: 70 Jahre alt werden Sie, da haben Sie ja sicherlich auch schon einiges erlebt. Welche positive Entwicklung fällt Ihnen da ein, wenn Sie jetzt an die Jahre zurückdenken?

Sternberg: Die Frage ist, wie es mit großen Linien und großen Entwicklungen aussieht. Da denke ich, bei den großen allgemeinen Themen gehört sicherlich zu den positiven Entwicklungen der Synodale Weg. Das ist für mich schon ein wirklich erstaunliches Ereignis, nicht nur in den Themen, die da aufgegriffen werden, sondern ich glaube, dass sich ein neues Bild von Kirche hier zeigt.

Nämlich das völlige Auseinanderbrechen einer rein auf Amtsautorität und Hierarchie gegründeten Struktur hin zu einer neuen Verfassung der Sozialgestalt. Dass es möglich ist, dass Laien und Kleriker, Alte, Junge, Männer, Frauen, Ordensleute und Laien gemeinsam diskutieren können und nur die Kraft des Arguments trägt und wir bei allem Streit dann doch miteinander beten und feiern können. Das ist für mich ein sehr hoffnungsvolles Zeichen, dass Kirche anders möglich ist.

Thomas Sternberg (ehemaliger Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken)

"Diese weitere Arbeit im Synodalen Weg ist mir wichtig und ich werde mich da auch weiter einbringen"

DOMRADIO.DE: Wie begleiten Sie denn jetzt diesen Synodalen Weg als ehemaliger ZdK-Präsident?

Sternberg: Ich kann mich jetzt natürlich ganz anders einbringen, auch in die Debatten. Ich kann da auch wirklich meine ganz persönliche Meinung sagen, ohne die immer abzuklären mit einem Verband. Nicht, dass ich die nicht auch früher persönlich gesagt hätte. Aber es ist natürlich etwas anderes, ob ich ein Synodaler bin, wie 230 andere auch oder ob ich in einer Funktion spreche. Diese weitere Arbeit im Synodalen Weg ist mir wichtig und ich werde mich da auch weiter einbringen.

DOMRADIO.DE: Jetzt haben Sie auch einen neuen Job als Präsident der Kunststiftung NRW. Ist der Job vielleicht etwas angenehmer oder zumindest ruhiger als beim ZdK?

Sternberg: Der ist ganz sicher ruhiger, auch weniger zeitaufwendig. Das war aber auch durchaus gewollt. Man geht so in Schritten auf diese Weise in eine völlige Pensionszeit. Eine Abbremsung von 150 auf Null ist nie ganz gut. Jetzt habe ich doch noch mal ein schönes Amt, was mir viel Freude macht, was auch dadurch jung hält, dass man mit Kunstströmungen und -tendenzen zu tun hat, mit denen man sich vielleicht ohne ein solches Amt nicht ohne Weiteres beschäftigen würde. Das ist etwas ausgesprochen Bereicherndes.

DOMRADIO.DE: Wie werden Sie Ihren Geburtstag jetzt in Venedig feiern?

Sternberg: Ganz einfach: Ich fahre nach Torcello raus. Es ist für mich als Altkirchenhistoriker ein besonders wichtiger Ort, das ist eigentlich der Gründungsort Venedigs mit zwei wunderbaren alten Kirchen. Da gibt es zwei, drei Restaurants und in einem Restaurant werden wir da im Garten mit der ganzen Familie ein schönes Mittagessen abhalten. Das ist mein Geburtstag, da freue ich mich riesig drauf.

Das Interview führte Florian Helbig.

Würdigungen für Thomas Sternberg zum 70. Geburtstag

Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat das Wirken seines früheren Präsidenten Thomas Sternberg gewürdigt. Sternberg, der am Montag 70 Jahre alt wird, verdanke man "wegweisende Impulse und Entscheidungen", erklärte am Mittwoch ZdK-Präsidentin Irme Stetter-Karp. Er habe sich "mit Leidenschaft für Demokratie und Menschenwürde eingesetzt, den Anliegen der Kulturschaffenden eine Stimme gegeben und Kirchenreform zu einem persönlichen Anliegen gemacht", heißt es im Glückwunschschreiben.

Bischof Georg Bätzing und Thomas Sternberg (r.) / © Julia Steinbrecht (KNA)
Bischof Georg Bätzing und Thomas Sternberg (r.) / © Julia Steinbrecht ( KNA )
Quelle:
DR