Tierrechtler will Verbot von Pferdekutschen bei Leonhardi-Fahrten

Nach erneuten Vorfällen

Mit Leonhardifahrten wird in Bayern an den heiligen Leonhard erinnert. Bei einer solchen Aktion hat es jetzt Verletzte gegeben, zum wiederholten Mal. So wurde eine Frau von einer Kutsche überrollt und dabei schwer verletzt.

Kutsche bei Leonhardiprozession / © Lukas Barth (KNA)
Kutsche bei Leonhardiprozession / © Lukas Barth ( KNA )

Nach einem neuerlichen schweren Kutschenunfall bei einer Leonhardiprozession in Bayern fordern Tierschützer ein Verbot dieses Brauchs. Am Sonntag war eine Frau in Unterliezheim im Landkreis Dillingen von einer Kutsche überrollt und schwer verletzt worden. Nach Angaben der Tierrechtsorganisation Peta in Stuttgart handelt es sich nicht um einen Einzelfall. Insbesondere in Bayern seien durch solche Unfälle in den vergangenen Jahren immer wieder Menschen und Pferde zu Schaden gekommen.

"Die Pferdenutzung bei Leonhardifahrten ist keine gute Tradition und gehört abgeschafft", sagte Peta-Referentin Jana Hoger. "Pferde sind Fluchttiere, schon das kleinste Erschrecken kann eine Tragödie auslösen." Und weiter: "Der heilige Leonhard gilt als Schutzpatron für Pferde. Es ist absurd, Pferde ausgerechnet zu seinen Ehren zu missbrauchen. Die Tiere gehören auf eine grüne Wiese, nicht vor Kutschen."

Kleinkind aus Kinderwagen geschleudert

Im aktuellen Fall war Berichten zufolge ein Verbindungsstück zwischen den Pferden und der Kutsche abgebrochen. Ein Pferd habe sich erschrocken und habe instinktiv versucht wegzulaufen. Die Frau habe versucht, das Tier zu beruhigen und sei dabei unter die Kutsche geraten. Die zwei fliehenden Pferde hätten außerdem ein Kleinkind leicht am Kopf verletzt, das aus seinem Kinderwagen geschleudert worden sei.

Allein für das Jahr 2022 listet Peta drei Vorfälle bei Leonhardifahrten in Bayern auf. Bundesweit ereigneten sich jedes Jahr Dutzende Unfälle mit von Pferden gezogenen Kutschen, so die Organisation. 2023 seien bei 30 solcher Unfälle drei Menschen getötet und mindestens 45 verletzt worden. "Die mit Abstand häufigste Unfallursache war ein Erschrecken eines oder mehrerer Pferde."

Mit Leonhardifahrten wird in Bayern an den heiligen Leonhard erinnert, dessen Fest die katholische Kirche am 6. November feiert.

Er lebte im sechsten Jahrhundert als Mönch in Frankreich. Sein Einsatz für Gefangene machte ihn zu deren Schutzpatron. Die Darstellung des Heiligen mit Ketten führte zur Ausweitung seiner Schutzfunktion auf das Vieh, darunter Pferde.

Die bekannteste Leonhardifahrt findet Anfang November in Bad Tölz statt. Sie ist seit 2016 als immaterielles Kulturerbe Bayerns anerkannt und wurde im Dezember 2016 durch die Deutsche Unesco-Kommission in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen.

Traditionelles Leonhardifest

Das Leonhardifest ist eine bayerische Tradition, die alljährlich am 6. November mit mehreren Gottesdiensten und einer Lichterprozession begangen wird. Der vom Fürstenfelder Abt Paul Herzmann 1459 eingeführte Leonhardiritt gilt als der älteste Pferderitt in Bayer. Dabei sind gut 200 Pferde, mehrere Musikkapellen und Trachtengruppen unterwegs. Auf prachtvollen Festwagen wird in "lebenden Bildern" das Leben des Heiligen Leonhard, die Wallfahrtsgeschichte und das bäuerliche Leben dargestellt.

Leonhardifahrt: Frauen in bayerischer Tracht auf einem Pferdewagen  / © Lukas Barth (KNA)
Leonhardifahrt: Frauen in bayerischer Tracht auf einem Pferdewagen / © Lukas Barth ( KNA )
Quelle:
KNA