Religio-Museum widmet sich dem Thema "Geld und Glaube"

Totentanz und digitaler Klingelbeutel

Das Westfälische Museum für religiöse Kultur in Telgte widmet sich dem "schnöden Mammon", dem Geld. In der neuen Ausstellung werden Aspekte des Zusammenspiels von Geld und Glaube im Judentum, Christentum und Islam gezeigt.

Autor/in:
Helmut Jasny
Symbolbild Geld und Kirche / © Julia Steinbrecht (KNA)
Symbolbild Geld und Kirche / © Julia Steinbrecht ( KNA )

Geld und Glaube, passt das zusammen? Jeder kennt die Bibelstelle von dem Kamel, das eher durch ein Nadelöhr geht, als dass ein Reicher in den Himmel kommt. Und wenn der Teufel die Menschen zum Bösen verführen will, dann lockt er nicht selten mit Geld.

Zahlreiche Darstellungen quer durch die Jahrhunderte beschäftigen sich mit dem Thema. Eine davon ist der kolorierte Holzschnitt "Les Vérités Du Jour, Ou Le Grand Diable D Argent" (deutsch: Die Wahrheiten des Tages oder der große Silberteufel) von 1880, der Bürgerschaft und Kirchenvertreter zeigt, wie sie beim Teufel um Silbermünzen buhlen.

Der Bilderbogen aus der französischen Druckwerkstatt Pellerin ist eines von über 160 Exponaten in der Ausstellung "Geld und Glaube" im Museum "Religio" im westfälischen Telgte, die nun vor Ort besucht werden kann.

Religiöse Anleitungen zum Umgang mit Geld 

"Wir verfolgen einen kulturhistorischen Ansatz, um das Verhältnis von Geld und Glaube von der Antike bis heute auszuloten", erklärt Kuratorin Malin Drees das Ausstellungskonzept. Im Mittelpunkt stehen dabei Judentum, Christentum und Islam. So fänden sich bereits in den Heiligen Schriften der drei Religionen entsprechende Anleitungen, die bis heute Einfluss auf die Glaubenspraxis haben.

Wohltätigkeit beispielsweise, sei es in Form von Spenden oder von Sammlungen, wird in der Tora, in der Bibel und im Koran als wichtiges Element der Gemeinschaft hervorgehoben. Auch Regeln zum Zinsverbot finden sich in allen drei Schriften. Die Ausstellung zeigt die entsprechenden Stellen, unter anderem in einem Faksimile der 42-zeiligen Gutenberg-Bibel von 1456.

Ein Schwerpunkt der Ausstellung sind Münzen und Medaillen 

Gegliedert ist die Schau, die bis zu 29. August besucht werden kann, in die Themenbereiche Glaubenslehre, Glaubenspraxis, Volksglaube und Jenseitsglaube. Eine fünfte Abteilung widmet sich dem Münzgeld. So haben die Menschen in der griechischen und römischen Antike schon damit angefangen, Götterbilder auf Münzen zu prägen. "Religiösen Darstellungen auf Geld finden sich bis heute, wobei bestimmten Münzen und Medaillen eine wundertätige Wirkung nachgesagt wurde", erzählt  Drees und verweist auf einen Pesttaler aus dem frühen 16. Jahrhundert. Mit einer Kette oder einem Band nah am Körper getragen sollte er vor Ansteckung schützen.

Für die Ausstellung hat das Museums-Team zudem Sammelbüchsen aus verschiedenen Epochen zusammengetragen. Das Spektrum reicht von einer hölzernen Dose für Missionare, die als Nilpferd ausgeführt ist, bis hin zum modernen "digitalen Klingelbeutel", bei dem der Spender nur seine EC-Karte an den Sensor halten muss.

Ein besonderes Stück ist eine 120 Jahre alte Spendendose in Form einer Kirche. Sie wurde aus Blech gefertigt und verfügt zusätzlich über einen Mechanismus, mit dem man die Spitze von Zigarren abschneiden kann. Eine politische Botschaft enthalten die Sammelbüchsen jüdischer Gemeinden aus den Jahren 1910 bis 1920, mit denen Geld für den Jüdischen Nationalfonds Israel (JNF) gesammelt wurde. Dessen Ziel war damals ein jüdischer Staat in Nahost, heute fördert der JNF Umwelt- und Forstprojekte in Israel.

"Geld und Jenseitsglaube"

In volkstümlichen Legenden, Märchen und Sagen spielt Geld eine ebenso wichtige Rolle. Die Ausstellung zeigt historische Illustrationen zum Märchen "Sterntaler", bei dem Reichtum durchaus positiv gesehen wird. Anders sieht es beim "Hans im Glück" aus. Hier steht der Besitz dem Glück letztendlich im Weg. Auch einen Wunschbrunnen haben Drees und das Team für die Ausstellung gebaut. Darin befinden sich Münzen, über die ein Froschkönig mit goldener Krone wacht.

In der Abteilung "Geld und Jenseitsglaube" geht es darum, welche Rolle Geld beim Tod eines Menschen spielt. Der Kupferstich "Totentanz" von 1725 soll etwa verdeutlichen, dass Besitz im irdischen Leben keinen Vorteil im ewigen Leben bringt.

Anders ein umfangreicher Ablassbrief aus der gleichen Zeit, der dem Käufer Gnade im Jenseits sichern soll. In chinesischen Kulturkreisen hat sich dagegen bis heute der Brauch des sogenannten Totengeldes gehalten. Es wird den Verstorbenen als Grabbeigabe mitgegeben oder verbrannt, damit sie auch im Jenseits noch über Reichtum verfügen können.


Quelle:
epd
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