Vertreterinnen und Vertreter aus Kultur, Politik und Kirche trauern um Franz Xaver Ohnesorg. Der studierte Flötist und Musikmanager ist am Dienstagabend im Alter von 75 Jahren unerwartet und nur wenige Tage vor seinem geplanten Abschiedskonzert am 25. November gestorben, wie das Klavier-Festival Ruhr am Mittwoch in Essen mitteilte.
Der Kölner Dompropst Guido Assmann würdigte den Verstorbenen als einen engagierten Freund und Unterstützer, der mit seiner Expertise und großen Leidenschaft manches Großprojekt am Kölner Dom begleitet habe.
Der gebürtige Weilheimer war von 1986 bis 1999 Intendant der Philharmonie und Gründungsmitglied und Vorsitzender des Kuratoriums der Kulturstiftung Kölner Dom.
Kölner Dommusik dankt "außergewöhnlicher Persönlichkeit"
Auch die Kölner Dommusik würdigte den Verstorbenen. Ohnesorg habe schon in seiner Zeit als Intendant der Kölner Philharmonie die Musik am Kölner Dom mit großem Enthusiasmus begleitet und gefördert und die Chöre am Kölner Dom immer wieder zu Konzerten eingeladen.
Noch heute sei das von ihm begründete Format “Wir warten aufs Christkind” am Heiligen Abend in der Kölner Philharmonie das für viele Menschen beliebteste Konzert des Jahres.
Er habe die Kooperation der Kölner Dommusik mit dem Kölner Kammerorchester, dessen Vorstandsvorsitzender er über zehn Jahre lang war, maßgeblich begründet und mit immer neuen, kreativen Ideen gefördert, so dass viele besondere Konzertprojekte daraus entstanden sind, hieß es in einem Trauerschreiben.
Dass die Kölner Dommusik heute so stabil und leistungsfähig sei, verdanke sie zum großen Teil dieser außergewöhnlichen Persönlichkeit.
WDR-Intendant würdigt Ohnesorg
WDR-Intendant Tom Buhrow würdigte Ohnesorg unterdessen als wichtigen Partner, der "Nordrhein-Westfalen auf die Weltkarte der Musik gebracht" habe. NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) bezeichnete Ohnesorg als leidenschaftlichen Künstler und Kulturmanager.
Ohnesorg leitete das Festival seit 1996. Der Stiftungsrat, das Kuratorium und das Mitarbeiterteam des Klavier-Festivals Ruhr seien fassungslos und erschüttert, hieß es. WDR-Intendant Tom Buhrow erklärte, mit Ohnesorg verliere die Rundfunkanstalt einen wichtigen Partner. "Wir alle haben ihm viel zu verdanken - ganz besonders aber das Rheinland und das Ruhrgebiet." Er selbst und der WDR seien geschockt über Ohnesorgs Tod.
Kulturministerin Brandes erklärte, Ohnesorgs Engagement für das Klavier-Festival Ruhr sei "ein bleibender Schatz, der Strahlkraft weit über Nordrhein-Westfalen entwickelt habe." Das Land verliere "einen leidenschaftlichen Künstler und Kulturmanager, der sich wie kaum ein Zweiter unschätzbare Verdienste für die Kulturlandschaft Nordrhein-Westfalens erworben hat", zitierte das Klavier-Festival Ruhr die Ministerin. Das Abschiedskonzert am 25. November in Essen wird nun laut Veranstaltern trotzdem stattfinden - zu Ohnesorgs Gedenken.
Ohnesorg wurde 1948 in Weilheim in Bayern geboren. Er studierte nach Angaben des Klavier-Festivals Ruhr nach seiner Ausbildung zum Flötisten an der Münchner Universität Betriebswirtschaft sowie Musik- und Theaterwissenschaften und Kunstgeschichte. Nach seinen Anfängen als Orchesterdirektor der Münchner Philharmoniker gestaltete er als Gründungsintendant die Geschicke der Kölner Philharmonie. 1994 rief er zudem die Musik Triennale Köln als Festival für zeitgenössische Musik ins Leben.
Im Vorstand des Zentralen Dombau-Vereins in Köln
1999 ging Ohnesorg in die USA und übernahm die Leitung der Carnegie Hall in New York. Zweieinhalb Jahre später kehrte er als Intendant der Berliner Philharmoniker nach Europa zurück. Seit 1996 war er bereits als künstlerischer Leiter für das Klavier-Festival Ruhr tätig. Zum 1. Juni 2005 wurde Ohnesorg zudem zum Geschäftsführer des Initiativkreises Ruhr und damit auch zum Intendanten des Klavier-Festivals Ruhr berufen. Für die Vorbereitungen des Festivals 2024 ist die neue Intendantin Katrin Zagrosek verantwortlich. Ohnesorg unterstützte sie bis zu seinem Tod.
Ehrenamtlich engagierte sich Ohnesorg unter anderem im Vorstand des Zentralen Dombau-Vereins in Köln, als Vorsitzender des Kölner Kammerorchesters, als Mitglied des Organisationskomitees der Beethoven Competition in Bonn und als Senior Counsellor der American Academy in Berlin.
Er wurde mehrfach ausgezeichnet, etwa 1997 mit dem Echo-Klassik-Sonderpreis und 1998 mit der Verdienstmedaille des Deutschen Komponistenverbandes. Österreich verlieh ihm 1993 das Verdienstkreuz für Wissenschaft und Kunst. 2002 folgte wegen seines Einsatzes für die Wiener Philharmoniker der Orden erster Klasse. Die Bayerische Akademie der Schönen Künste zeichnete ihn 2003 mit der Wilhelm-Hausenstein-Ehrung aus.