Tschechen haben kein Vertrauen in die Kirche – aber in die Armee

Polizei geht vor Kirche

Die Mehrheit der Tschechen vertraut Armee, Polizei und den Medien mehr als den christlichen Kirchen. Das ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CVVM.

Tschechen vertrauen Kirche weniger als Armee / © Elisabeth Rahe (KNA)
Tschechen vertrauen Kirche weniger als Armee / © Elisabeth Rahe ( KNA )

Drei Viertel der Tschechen misstrauen den Kirchen. Dagegen vertrauten 69 Prozent der Armee, 66 Prozent der Polizei und 56 Prozent den Gerichten, zitiert Radio Prag aus einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts CVVM am Donnerstag.

Minderheit bekennt sich zu Religion

Die Kirchen schnitten dabei traditionell mit Abstand am schlechtesten ab. Nur 25 Prozent der befragten Tschechen gaben an, den Glaubensgemeinschaften zu vertrauen; nach Konfessionen wurde in der Umfrage nicht unterschieden. Bei den Medien ist das Stimmungsbild durchwachsen. Dem Rundfunk vertrauen demnach 52 Prozent, dem Fernsehen 43 und der Presse lediglich 39 Prozent.

In der Tschechischen Republik bekennt sich nur eine Minderheit der Bevölkerung zu einer Religionsgemeinschaft. Bei der Volkszählung 2011 gaben von 10,5 Millionen Tschechen nur noch knapp 22 Prozent eine Religionszugehörigkeit an. Bei der Erhebung von 1991 waren es noch 44 Prozent und 2001 noch 32 Prozent.

Restitutionsgesetz als politischer Zankapfel

In West- und Nordböhmen ist die Entchristlichung am weitesten vorangeschritten; viele Kirchen dort sind verwaist. In Mähren sind noch Reste einer Volkskirche erkennbar. Die massive Verfolgung während der kommunistischen Herrschaft (1946-1989) brachte der unterdrückten Kirche im Prager Frühling (1968) und in den Jahren der Wende um 1989 nur vorübergehend Respekt ein.

Das sogenannte Restitutionsgesetz, mit dem der Kirche im Kommunismus enteignete Immobilien und Grundstücke zurückerstattet werden, ist seit langem ein politischer Zankapfel.


Quelle:
KNA
Mehr zum Thema