Über 1.500 Teilnehmer bei deutscher Rosenkranz-Initiative

Mit Fatima-Madonna für den Frieden durch die Straßen Kölns

In einer Lichterprozession sind am Sonntagabend viele Gläubige singend und betend durch die Kölner Innenstadt gezogen. Zuvor hatte Erzbischof Woelki in der Minoritenkirche dazu aufgerufen, für den Frieden in der Welt zu beten.

Autor/in:
Beatrice Tomasetti
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

An der Überquerung der Nord-Süd-Fahrt setzt plötzlich ein lautes Hupkonzert ein. Denn in langer Prozession bahnt sich eine Menschenmenge von weit über 1500 Menschen mit Kerzen in den Händen den Weg über die rote Ampel in die Breite Straße. Zu beiden Seiten der Fahrbahn hat die Polizei für diesen kurzen Augenblick den Verkehr abgeriegelt. 

Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Warum also dieses Getute? Eine Protestbekundung ungeduldig Wartender, die eine politisch motivierte Demonstration vermuten oder aber – wie bei einem Straßenkorso angesichts eines euphorischen Siegeszuges – aufmunternde Zustimmung und Ausdruck von Feierlaune? Es bleibt unklar und ist ja auch nur eine Momentaufnahme. Schließlich können nur die Fahrer in der ersten Reihe erkennen, dass dies eine friedliche Kundgebung ist, Menschen ein Gesätz des Rosenkranzes sprechen, die Blaskapelle zwischendurch immer wieder Marienlieder anstimmt und eine Gruppe junger Männer eine in hellem Licht erstrahlende Fatima-Madonna auf ihren Schultern trägt. 

Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Mitten drin in dieser Prozession befinden sich auch Erzbischof Rainer Maria Woelki, Monsignore Markus Hofmann, Vorsitzender des Deutschen Lourdesvereins, Regens Regamy Thillainathan und eine Gruppe von Innenstadtpfarrern und Priestern, die – wie Pfarrer Thomas Vollmer von St. Maria in der Kupfergasse – eine besondere Marienfrömmigkeit pflegen. Manche Anwohner stehen vor ihrer Haustür, andere öffnen weit ihre Fenster, zufällige Passanten bleiben abwartend stehen. Die abendliche Aktion mitten in der City macht neugierig. Manch einer erkennt sichtlich bewegt ein Ritual aus seiner Kindheit wieder. Der Rosenkranz, die fortlaufende Wiederholung eines "Ave Maria" – so fremd ist das vielen in einer zunehmend säkularer werdenden Welt gar nicht. 

Weihegebet an der Mariensäule

Der Weg führt die vielen Menschen – Junge und Alte, Familien mit Kindern aller Altersstufen und Menschen im Rollstuhl – die am Vorabend des Rosenkranzfestes der Kirche dem Aufruf der Initiative "Deutschland betet Rosenkranz“ gefolgt sind, von der Minoritenkirche an bunt leuchtenden Geschäftszeilen vorbei zur Mariensäule an St. Gereon, wo es eine Statio gibt und der Kardinal das Erzbistum neu der Fürsprache Mariens in einem Weihegebet empfiehlt. 

Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Wörtlich betet er: "Wir weihen uns ihrem makellosen Herzen, auf dass wir dich, unseren Herrn und Gott, lieben, wie sie dich geliebt hat: aus ganzem Herzen, aus ganzer Seele, aus all unseren Kräften. Ihr weihen wir unsere Familien, ihrem mütterlichen Schutz empfehlen wir unser Volk.“

Neugotische Stele aus Dankbarkeit errichtet

Gleichzeitig erinnert Domkapitular Hofmann an das vor 170 Jahren von Papst Pius IX. verkündete Dogma der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria. Er weist darauf hin, dass in dessen Folge nur wenige Jahre später diese neugotische Stele auf dem Gereonsdriesch mit persönlicher Unterstützung des seligen Adolf Kolping und der von ihm gegründeten Gesellenvereine als ein Zeugnis der Dankbarkeit von Kölns Katholiken für dieses Dogma errichtet worden ist. 

Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Dicht gedrängt scharen sich die Menschen um die mit weißen Rosen geschmückte Heilige am Fuße dieses steinernen Denkmals. Messdiener halten Marienbanner in den Händen, und die längst hereingebrochene Dunkelheit erhellen die vielen flackernden Kerzen der Prozessionsteilnehmer.

Überwältigt von großer betender Menschenmenge

Manfred Benkert, der Gründer von "Deutschland betet Rosenkranz e. V.“ zeigt sich überwältigt von der großen Resonanz der Kölner, die das Anliegen dieser Initiative, nämlich an einem öffentlichen Ort den Rosenkranz zu beten und damit auch außerhalb des Kirchenraums ein sichtbares Zeichen zu setzen, unterstützen. Schließlich bietet sich ein solches Bild mit einer großen betenden Menschenmenge nicht alle Tage, allenfalls zu Fronleichnam. Und so dankt Benkert allen, die gekommen sind, um sich im Geiste der Botschaft von Fatima zu versammeln und für den Frieden in der Welt zu beten. Er berichtet davon, dass diese Idee vor drei Jahren in Altötting entstanden ist, er diese Marienstatue in Fatima erworben hat, seitdem mit ihr durch ganz Deutschland reise, pro Jahr 30.000 Kilometer zurücklege und sich demnächst auch der Apostolische Nuntius in Deutschland dieser Initiative anschließe, um mit Rosenkranz-Betern in Berlin zum Brandenburger Tor zu ziehen. 

Minoritenkirche bis auf den letzten Platz gefüllt

Wie sehr die Menschen Kraft aus diesem Gebet beziehen, war bereits zuvor in der Minoritenkirche sichtbar geworden. Bis auf den letzten Platz gefüllt war das Gotteshaus; überall verharrten die Menschen in sich gekehrt, manche knieten auf dem nackten Boden. Die Gründe, diesem Gebet Raum im eigenen Leben zu geben, sind so vielfältig wie die Menschen selbst: um Maria zu verehren oder um Fürsprache in einem wichtigen Anliegen zu erbitten, um sich Gott nahe zu fühlen, an Jesus zu denken oder auch an einen geliebten Menschen. 

Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Andere wollen mit dem Gebet des Rosenkranzes einfach in sich selbst zur Ruhe kommen. Für sie gehört es zu ihrer alltäglichen Glaubenspraxis und bedeutet spirituelle Energiequelle, Tankstelle in alltäglicher Betriebsamkeit. Die meisten halten dabei eine Rosenkranzkette in den Händen: aus schlichten Holzperlen, aber auch aus Silber oder glitzernden Glassteinen. Oft verbindet sich mit einem Rosenkranz eine ganz persönliche Geschichte: Ob Taufgeschenk der Großmutter, in einem Wallfahrtsort erworben oder vom Papst gesegnet – jedem ist sein Rosenkranz heilig und immer wieder eine Einladung zum Innehalten. 

Zerstörung und Leid in der Ukraine und in Nahost

Das Vertrauen auf die Kraft des Gebetes in friedlosen Zeiten greift Kardinal Woelki im Anschluss in seiner Predigt auf und betont, wie sehr sich die Welt nach Frieden sehne. Stattdessen: "Krieg und Gewalt, wohin man schaut." 120 Millionen Menschen seien auf der Flucht, in 92 Ländern der Erde würden Konflikte gewaltsam ausgetragen. Er spricht von seinen Erlebnissen in der Ukraine vor ein paar Wochen und wie sehr sich die Bilder von Zerstörung und Leid in Lemberg, Butscha und anderswo in seine Seele eingebrannt hätten. "Keine Familie, die nicht von diesem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg Russlands betroffen ist." Und er erinnert an die 1200 Toten und 240 Geiseln des Terroraktes der Hamas vor genau einem Jahr im Heiligen Land und an einen Krieg, der sich immer mehr ausweite. 

Rainer Maria Kardinal Woelki

"Nur wo Gott sich mitteilt, anerkannt und verehrt wird, kann Friede wachsen und bestehen. Friede mit Gott, im eigenen Herzen und untereinander – das gehört zusammen."

Auch wenn dieses Ausmaß an Vernichtung die eigene Ohnmacht deutlich mache, dürften Christen darauf vertrauen, dass Buße und Gebet das Leben zum Guten wenden könnten, hält er dagegen. "Allein mit Parolen, Demonstrationen und Waffen lässt sich kein Frieden schaffen", sagt Woelki wörtlich. Und das habe nichts mit Realitätsfremdheit zu tun. "Frieden kommt allein aus der Hinwendung zu Gott." Weiter argumentiert der Kardinal: "Nur wo Gott sich mitteilt, anerkannt und verehrt wird, kann Friede wachsen und bestehen. Friede mit Gott, im eigenen Herzen und untereinander – das gehört zusammen." Er appelliert, sich glaubend für Gott zu öffnen – wie Maria, die Gott in ihrem Leben aufgenommen, ihr Leben auf ihn hin ausgerichtet und ihr alles Entscheidendes "Fiat" – mir geschehe nach deinem Wort – gesprochen habe. Sie als die Königin des Friedens gelte es anzurufen, um Hilfe von oben zu bitten.

Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti (DR)
Die Fatima-Lichterprozession am Sonntag, dem 6. Oktober 2024 in Köln der Initiative Deutschland betet Rosenkranz e. V. mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki. / © Beatrice Tomasetti ( DR )

Der Friede Gottes, so Woelki, wolle unser aller Herz erfüllen. "Reißen wir die Türen unseres Herzens weit auf für Christus, damit er in uns lebt und wirkt. Eifern wir Maria nach", ruft er den Menschen in der Minoritenkirche entgegen, "dann wird Gott auf ihre Fürsprache unsere Bitte um Frieden erhören. Richten auch wir – wie sie – unser Leben auf Gott aus, um seinen Willen zu tun. Nur so finden wir Frieden und können diesen Frieden in unsere Familie, Gesellschaft, Kirche und Welt tragen."

Quelle:
DR