Das sagte Tetjana Stawnytschji, Vorsitzende der griechisch-katholischen Caritas in der Ukraine, vor Journalisten. Gleichzeitig berichtete sie von einer weit verbreiteten Solidarität.
So sei die Zahl der Mitarbeiter dabei, sich zu verdoppeln oder gar zu verdreifachen. Die Zahl der Freiwilligen, darunter viele Binnenvertriebene, sei ebenfalls stark gewachsen. "Chaos, Zerstörung, Krieg und Aggression finden ihre Gegenbewegung in Frieden, Liebe, Solidarität und gegenseitigem Kümmern", so Stawnytschji. Das stelle die Integrität der Menschen wieder her. Allerdings brauche eine solche Entwicklung Zeit und Unterstützung.
Ihr Kollege Wjatscheslaw Hrynewytsch, Generalsekretär der römisch-katholischen Caritas, berichtete ausführlich von Gesprächen mit Hilfesuchenden. "In den Augen der Menschen, die zu uns kommen, spiegelt sich vieles aus ihrer Seele wider. Und das lässt sich nicht allein mit humanitärer Hilfe behandeln." Gegenseitige Aufmerksamkeit und Gebete seien genauso wichtig.
Für die Zukunft, so Hrynewytsch, sei entscheidend, wie derzeit getrennte Familien - Frauen und Kinder auf der Flucht, Ehemann und Vater als Soldat an der Front - wieder zusammenfinden und zusammenleben können. Die Väter, so der Priester, seien dann nicht mehr dieselben. Die verpasste Schulbildung der Kinder, zunächst durch die Pandemie, dann den Krieg, sei ein weiteres großes Problem.
Humanitäre Hilfe von Caritas Europa
So berichtete, Silvia Sinibaldi, Direktorin für internationale Zusammenarbeit und humanitäre Hilfe von Caritas Europa, über Bestrebungen in Gastländern, schon jetzt Sprachkurse und Klassen zu organisieren, an denen ukrainische Kinder nach den Sommerferien teilnehmen können. Darüber hinaus habe man in Polen, der Slowakei, Rumänien und anderen Ländern Logistikzentren für Hilfsgüter eingerichtet.
Aloysius John, Generalsekretär von Caritas Internationalis, dem Dachverband von 162 nationalen Verbänden weltweit, nannte eine vorsichtige Schätzung von 600 Milliarden US-Dollar für den Wiederaufbau in der Ukraine. "Darüber hinaus verschlimmert der Krieg das Leid vieler Armer weltweit, er betrifft nicht nur die Ukraine", so John.
Vom Papst empfangen
Dies sei umso gravierender, weil bereits die Covid-19-Pandemie die Lage vieler Menschen extrem verschlechtert habe. Globale Rezession und Energiekrise drohten ebenso wie Hungerrevolten in einzelnen Ländern. Steigende Rüstungsausgaben führten unweigerlich zu einer Schmälerung der Gelder für Entwicklungs- und Nothilfe.
Am Sonntag waren die beiden Caritas-Vertreter Stawnytschji und Hrynewytsch von Papst Franziskus im Vatikan empfangen worden. Am Montag informierten sie den vatikanischen Außenminister, Erzbischof Paul Gallagher, der am Mittwoch zu einem dreitägigen Besuch nach Kiew reist. Tetjana Stawnytschjj selbst war am Wochenende in Athen zur Vizepräsidentin von Caritas Europa gewählt worden.