Sechs Monate nach Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine hat der ukrainische Botschafter beim Heiligen Stuhl jüngste Aussagen von Papst Franziskus zum Krieg kritisiert. Es sei nicht angemessen, die Ukraine und Russland in dieser Situation auf eine Stufe zu stellen, sagte Andrij Jurasch unmittelbar nach der Generalaudienz am Mittwoch in Rom.
Kritik an Bedauern des Tods von Dugina
Nicht die Ukraine habe Russland angegriffen, sondern Tausende russische Soldaten hätten unschuldige ukrainische Zivilisten ermordet, fügte der Diplomat des osteuropäischen Landes hinzu. Zum Tod der moskautreuen russischen Berichterstatterin Darja Dugina sagte Jurasch, sie sei kein unschuldiges Opfer, sondern eine aktive Befürworterin des russischen Krieges gewesen.
Franziskus hatte zuvor erneut zum Frieden zwischen Russland und der Ukraine aufgerufen, ohne Russland als Angreifer zu nennen. Er denke an die vielen Gefangenen, die Toten, die Geflüchteten und Verletzten sowie an die Kinder in der Ukraine und in Russland. Die Unschuldigen bezahlten für den auf beiden Seiten vorhandenen Wahnsinn des Krieges, so der Papst weiter. Er erwähnte auch das Schicksal der Kriegsbefürworterin Dugina, ohne ihren Namen zu nennen. Sie war am Samstag bei einem Anschlag getötet worden. Franziskus nannte sie eine arme junge Frau, die in Moskau im Auto von einer Bombe in die Luft gejagt wurde.
Papst in der Ukraine immer willkommen
Zu Spekulationen über einen möglichen Papstbesuch in der Ukraine betonte der Botschafter, der Pontifex sei jederzeit willkommen. Jeder Besuch im Land helfe, die tatsächliche Lage besser zu verstehen. Jurasch erinnerte an den Ukraine-Besuch des luxemburgischen Premiers Xavier Bettel Ende Juni. Bettel habe zunächst mit beiden Seiten sprechen wollen. Aber nachdem er das Ausmaß der russischen Aggression mit eigenen Augen gesehen gehabt habe, habe er seinen Standpunkt geändert.
Jurasch war bei der Generalaudienz mit zahlreichen ukrainischen Pilgern und Geistlichen anwesend, wurde jedoch vom Papst nicht angesprochen. Franziskus erwähnte hingegen die an der Audienz teilnehmenden Gruppen ukrainischer Flüchtlinge. Einige von ihnen hielten bei den Worten des Papstes ukrainische Flaggen hoch.