Opfer und Aggressor dürfen beim Krieg Russlands gegen die Ukraine nach den Worten von Bischof Bohdan Dzyurakh nicht verwechselt werden. Es gebe einen Aggressor, der das Völkerrecht gebrochen habe, und es gebe ein Opfer, "das auf brutale Weise angegriffen wurde".
Dzyurakh ruft Worte von Johannes Paul II. ins Gedächtnis
Auf die Forderung westlicher Intellektueller angesprochen, nicht in den Konflikt einzugreifen, um das Leiden in der Ukraine nicht zu verlängern, erinnerte der Exarch an ein Zitat von Johannes Paul II. So habe der Papst einmal gesagt, es gebe keinen Frieden ohne Gerechtigkeit. "Manchmal sind wir enttäuscht über das Zögern der westlichen Politiker", erklärte Dzyurakh.
Ukrainische Verantwortliche hätten noch kurz vor dem Angriff der Russen auf die Ukraine vor einem Jahr nur wenig Unterstützung erfahren. "Dieses Gefühl der Verlassenheit war nicht weniger schmerzhaft als der Angriff selbst." Umso wichtiger seien die Massendemonstrationen und die Welle der Hilfsbereitschaft zur Unterbringung und Versorgung ukrainischer Flüchtlinge gewesen, so der Bischof.
In der Ukraine geht es um ganz Europa
Europa sei nun aufgewacht und habe entdeckt, dass es in der Ukraine um den gesamten Kontinent gehe: "Es sind einfache Menschen, die in der Ukraine ihr Leben für Freiheit, Würde und Gerechtigkeit hingeben. Und dadurch zeigen sie auch den westlichen Politikern, dass es etwas gibt, wofür man nicht nur leben soll, sondern auch bereit sein kann zu sterben."
In der Wahrnehmung des Westens habe der Krieg vor einem Jahr begonnen, sagte Dzyurakh. Doch das sei nicht richtig. "Er dauert schon fast neun Jahre. Seit März 2014 wurde die Ukraine Opfer der russischen Aggression: Zuerst durch die gesetzeswidrige Annexion der Krim und dann durch die Kämpfe in der Ostukraine." Das sei oft vergessen, verschwiegen und ignoriert worden.
Lage in Ukraine wegen zerstörter Infrastruktur angespannt
In der Ukraine sei derzeit die Lage aufgrund der zerstörten Infrastruktur sehr angespannt, erinnerte der Bischof. "Millionen von Menschen leben Tag und Nacht ohne Strom, Heizung und Wasser."
Die Kirche habe Wärmezelte eingerichtet und Stromgeneratoren zur Verfügung gestellt: "Wir werden alles tun, um den Menschen zu helfen. Es ist die schwierigste Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg", so Dzyurakh.