Ukrainischer Religionsrat wirft Russland Staatsterror vor

Beten für die Opfer, Segen für Verteidiger

15 verschiedene Glaubensgemeinschaften werfen Russland Staatsterror vor und bitten um Segen für die Verteidiger der Ukrainer. Laut Behörden wurden am Montag 19 Menschen bei russischen Raketenangriffen getötet und 105 verletzt.

Ukraine, Butscha: Ein Priester segnet drei Verstorbene, die während der russischen Besatzung starben und aus provisorischen Gräbern in Butscha exhumiert wurden / © Emilio Morenatti (dpa)
Ukraine, Butscha: Ein Priester segnet drei Verstorbene, die während der russischen Besatzung starben und aus provisorischen Gräbern in Butscha exhumiert wurden / © Emilio Morenatti ( dpa )

Die Glaubensgemeinschaften der Ukraine haben die russischen Luftangriffe auf Kiew und weitere Städte des Landes verurteilt. Der Gesamtukrainische Rat der Kirchen und religiösen Organisationen betonte am Montagabend, dass sich alle, die sich an "diesen brutalen Angriffen auf friedliche Städte" beteiligten oder "Taten von unmenschlicher Grausamkeiten" rechtfertigten, vor Gott verantworten müssten und von ihm für ihre Verbrechen bestraft würden.

Einigkeit im interreligiösen Dialog

"Wir fühlen mit denen, die unter den Angriffen gelitten haben, wir beten für die Opfer, wir bitten Gott um den Segen für unsere Verteidiger", so das Gremium.

Zugleich rief der Religionsrat die internationale Gemeinschaft und die religiösen Führer der Welt auf, "die von Russland begangenen Akte des Staatsterrors zu verurteilen". Russland sei ein "terroristischer Staat" und müsse so schnell wie möglich gestoppt werden. Dem Gremium gehören 15 Glaubensgemeinschaften an: christliche, jüdische und muslimische, sowie die ukrainische Bibelgesellschaft. Damit repräsentiert es nach eigenen Angaben mehr als 95 Prozent der religiösen Gemeinden des Landes.

Raketenabwehr für die Ukraine

Die russischen Raketenangriffe auf ukrainische Städte zeigen laut dem Bischof von Odessa-Simferopol, Stanislaw Szyrokoradiuk, die Dringlichkeit eines funktionierenden Raketenabwehrsystems für die Ukraine. "Der Westen muss uns bei der Verteidigung gegen den russischen Angriff helfen", forderte der römisch-katholische Bischof am Dienstag im Gespräch mit der österreichischen Presseagentur Kathpress. Dass der russische Präsident Wladimir Putin Angriffe auf zivile Ziele wie Wohnanlagen oder die Stromversorgung angeordnet habe, zeuge von einer "diabolischen Strategie, die nur auf Vernichtung ausgerichtet ist".

Die Menschen reagierten jedoch anders als zu Beginn des russischen Angriffs am 24. Februar, so der Bischof. "Zwar herrschte auch am Montag Panik, jetzt geht aber das Leben weiter. Ich staune, wie die Menschen sich um Normalität bemühen und jeder seine Arbeit macht - die Polizei, die Feuerwehr, die Rettung und auch die Kirche", so der Bischof. Alle Gottesdienste und Rosenkranz-Gebete seien nach Plan abgehalten worden. Dennoch beherrsche momentan die Angst das allgemeine Lebensgefühl, betonte der dem Franziskanerorden zugehörige Geistliche.

"Keine Hemmungen vor Gewalt gegenüber Zivilisten"

Heftige Kritik an Russland übte auch der Weihbischof aus Charkiw-Saporischschja, Jan Sobilo. Der Angreifer zeige keinerlei Hemmungen, Gewalt gegenüber Zivilisten auszuüben, und treffe mit Wohngebieten, Schulen, Krankenhäusern oder Einrichtungen rund um das Atomkraftwerk Saporischschja "Ziele, auf die niemals geschossen werden darf", so Sobilo gegenüber "Vatican News" (Dienstag). Russland wolle damit die Ukrainer einschüchtern, so der in direkter Nachbarschaft zur Frontlinie amtierende Bischof. Dennoch sei der Widerstandswille weiter stark.

Bei den Angriffen am Montag kamen nach UN-Informationen mindestens zwölf Menschen ums Leben, mehr als 100 wurden verletzt. Ukrainische Behörden sprachen von 19 Toten.

 

Weltkirchenrat verurteilt russischen Angriffskrieg gegen Ukraine

Der Weltkirchenrat (ÖRK) hat den russischen Krieg in der Ukraine in klaren Worten verurteilt. Der "illegale" und "ungerechtfertigte" Krieg müsse sofort beendet werden, die russischen Truppen müssten sich zurückziehen, heißt es in einer am Donnerstag zum Abschluss der ÖRK-Vollversammlung verabschiedeten Resolution. Der Weltkirchenrat beklagt das Leiden und Sterben sowie die Vertreibung der Zivilbevölkerung. Und benennt die globalen Folgen der Konfrontation mit Russland, darunter beispielsweise die steigenden Lebensmittelpreise, die vor allem arme Gesellschaften hart treffen.

Der Weltkirchenrat tagt in Karlsruhe / © Anne Ackermann (KNA)
Der Weltkirchenrat tagt in Karlsruhe / © Anne Ackermann ( KNA )