"Wir werden unsere Gegenwart und Zukunft nur gestalten können, wenn wir unsere Geschichte betrachten", sagte Koch am Sonntagnachmittag in Berlin. Bei einer Veranstaltung der Wilmersdorfer Gemeinde Sankt Ludwig zu dem Thema betonte der Erzbischof: "Alles, was wir tun, machen wir um der Betroffenen willen, denen gegenüber wir schuldig geworden sind - als Institution, als Einzelne haben wir Schuld auf uns geladen."
Kritik am Umgang mit homosexuellen Menschen
Koch kritisierte auch den Umgang mit homosexuell lebenden Menschen in der katholischen Kirche: "Wir haben uns oft versündigt, es ist furchtbar, was da geschehen ist." Mit der Veranstaltung will die Kirchengemeinde nach eigenen Angaben die Aufarbeitung von vier Fällen von Missbrauch und Grenzüberschreitungen beginnen, die durch das im Juni veröffentliche Gutachten über Missbrauch im Erzbistum Berlin bekannt wurden.
Als die Interventionsbeauftragte des Erzbistums, Birte Schneider, bei dem Gemeindetreffen mit Erzbischof Koch darüber informierte, führte besonders ein Fall vom Ende der 1960er Jahre zu Diskussionen: Im Juli hatte sich ein ehemaliger Schüler der mit der Gemeinde verbundenen Grundschule gemeldet, der nach eigener Darstellung von einem Pfarrer und weiteren Kirchenmitarbeitern sexuell missbraucht und von Ordensschwestern misshandelt wurde.
Name von Beschuldigtem soll entfernt werden
Ein im Saal anwesendes Gemeindeglied identifizierte den Beschuldigten als einen 2011 verstorbenen Pfarrer, der bis 1986 in der Gemeinde tätig war. Die frühere Heimerzieherin forderte, seinen Namen von einer Säule in der Kirche zu entfernen, auf der alle früheren Pfarrer der Gemeinde aufgeführt sind.