Ein Fünftel aller Deutschen verzichtet in der Fastenzeit einer Umfrage zufolge auf bestimmte Lebensmittel und Getränke. Mehr als 20 Prozent der Deutschen machen in den 40 Tagen vor Ostern ab Aschermittwoch um Fleisch, Süßigkeiten oder Alkohol einen Bogen, wie aus der am Dienstag in Baierbrunn veröffentlichten repräsentativen Umfrage der GfK Marktforschung Nürnberg hervorgeht.
Demnach fasten beinahe doppelt so viele Frauen wie Männer. Zudem stellte die Erhebung im Auftrag der "Apotheken Umschau" ein Nord-Süd-Gefälle fest. So sei die Bereitschaft zum Verzicht im Norden und Osten Deutschlands geringer als in Hessen, Rheinland-Pfalz, dem Saarland, Baden-Württemberg und Bayern. Knapp ein Drittel der Menschen im Süden faste nach Aschermittwoch. Die GfK befragte 1.940 Frauen und Männer ab 14 Jahren.
Autofasten als Alternative
Doch nicht nur Lebensmittel und Getränke stehen in der Fastenzeit auf dem Index: Auch das Autofasten ist eine Möglichkeit, Schöpfungsverantwortung im Alltag bewusst zu leben. Fast 2.000 Menschen haben im vergangenen Jahr an der Aktion Autofasten teilgenommen und statt des Autos andere Möglichkeiten der Mobilität ausprobiert. Seit 1998 laden die Kirchen im Südwesten Deutschlands und in Luxemburg zu dieser Fastenaktion ein, die auch in diesem Jahr wieder angeboten wird und an der sich auch das Erzbistum Köln beteiligt. Im Aktionszeitraum vom 21. Februar bis zum 20. März sind alle Teilnehmer aufgerufen, das eigene Auto vier Wochen lang zu ersetzen. Stattdessen sollen alternative Fortbewegungsmöglichkeiten wie Radfahren, das Fahren mit Bussen und Bahnen, Carsharing oder der Spaziergang genutzt werden.
Plastik-Fasten für den Umweltschutz
Wie die Reduzierung des CO2-Ausstoßes beim Autofasten zielt auch das "Plastik-Fasten" auf den Umweltschutz ab. Der Verbraucherservice Bayern (VSB) im Katholischen Deutschen Frauenbund (KDFB) möchte mit der Aktion "7 Wochen miteinander Plastikfasten" "auf den massenhaften Plastikkonsum aufmerksam machen und zum bewussten Verzicht motivieren". Plastik sei vielseitig einsetzbar, seine Langlebigkeit jedoch sei ebenso wie der Verbrauch von Rohstoffen wie Erdöl bei der Herstellung für die Umwelt ein großes Problem, hieß es am Dienstag in Regensburg.
"Mit einem Anteil von 35 Prozent sind Verpackungen der größte Einsatzbereich für Kunststoffe in Deutschland", erklärte VSB- Umweltreferentin Stephanie Ertl. Verpackt würden etwa Lebensmittel in Supermärkten verkauft. "Auch werden Getränke und Essen immer häufiger außer Haus verzehrt, Fast Food und To-Go-Verzehr verursachen mehr Verpackungsmüll." Ertl warb dafür, zu Produkten zu greifen, die lose angeboten würden oder in Nachfüllpackungen erhältlich seien.
In der vergangenen Woche hatten bereits Frauen im Bistum Eichstätt einen Plastikverzicht angekündigt. Jeder Deutsche verbrauche im Schnitt 117 Kilo Kunststoff im Jahr, hatte die Diözesangruppe des KDFB mitgeteilt.
Handyfasten für das innere Gleichgewicht
Unterdessen empfahl die Krankenkasse Barmer GEK, in den kommenden Wochen auch mal das Smartphone auszuschalten. "Die Fastenzeit ist, auch für nicht-religiöse Menschen, eine gute Gelegenheit, innerlich einzukehren und sich beispielsweise enthaltsamer und gesünder zu ernähren", erklärte Andrea Jakob- Pannier, Psychologin bei der Barmer. "Aber auch der bewusste Verzicht auf übermäßig viel Fernsehen, Computer- und Smartphone-Nutzung, kombiniert mit mehr Bewegung und ausreichend Schlaf, kann für viele Fastende ein Gewinn an Zeit, Ruhe und innerem Gleichgewicht bringen."
Zudem stärke es das Selbstbewusstsein, wenn man erkenne, "dass man wieder mehr Kontrolle über das eigene Leben gewonnen" habe - wichtig auch für die Zeit nach dem Fasten. "Denn wer einmal erfahren hat, wozu er imstande ist, traut sich auch auf anderen Gebieten mehr zu."
Fasten-SMS-Aktion
Diejenigen, die jedoch nicht auf ihr Handy verzichten wollen, können sich täglich einen Fastenimpuls in Form eines Bibelverses per SMS auf ihr Handy schicken lassen. Die Fasten-SMS kommt zu unterschiedlichen Tageszeiten und dient als Unterbrechung des Alltags. Die Fasten-SMS bietet auch in diesem Jahr wieder die katholische Fernseharbeit in Kooperation mit domradio.de und katholisch.de an. Anmeldungen sind bereits möglich.