Von 23 Prozent fiel er auf sieben Prozent , heißt es in einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für den "Stern" (Dienstag). Demnach stimmten der Aussage "Die Juden haben auf der Welt zu viel Einfluss" 14 Prozent der Befragten zu; 2003 seien es noch 28 Prozent gewesen.
Die Position "Viele Juden versuchen aus der Vergangenheit des Nationalsozialismus heute ihren Vorteil zu ziehen und die Deutschen dafür zahlen zu lassen", teilte fast ein Viertel (24 Prozent) der Befragten gegenüber 38 Prozent vor 20 Jahren. Immer noch fast die Hälfte (45 Prozent) wolle aktuell nicht mehr so viel über Judenverfolgung im Nationalsozialismus reden und einen Schlussstrich unter die Vergangenheit ziehen (2003: 61 Prozent).
Besonders starker Rückgang bei den über 64-Jährigen
Mit einem Prozent sind den Angaben zufolge antisemitische Einstellungen bei den 14- bis 24-Jährigen am niedrigsten. Besonders stark sei im Vergleich der Rückgang bei den über 64-Jährigen ausgefallen - von 40 auf 9 Prozent. Die Gruppe mit dem höchsten latenten Antisemitismus ist laut der Umfrage mit 24 Prozent die Wählerschaft der AfD.
Trotz des Rückgangs bei den antisemitischen Ansichten haben die Deutschen den Eindruck, dass sich die Stimmung gegenüber Juden verschlechtert hat, wie es weiter heißt. So sagten 53 Prozent, dass die Einstellungen gegenüber Juden generell negativer geworden seien. Das sahen 2003 nur 30 Prozent so.
"Der harte Kern der Antisemiten wird radikaler"
Experten warnen zudem davor, aus den abnehmenden Zustimmungswerten auf eine Entschärfung der Situation zu schließen. "Der harte Kern der Antisemiten wird radikaler, brachialer, unter Umständen auch gewaltbereiter", sagte der Ansprechpartner des Landes Berlin zu Antisemitismus, Samuel Salzborn, dem "Stern". Die Mehrheit der Gesellschaft müsse sich aktiv gegen Antisemitismus positionieren. "Sonst prägen diejenigen, die aggressiver werden, sehr viel mehr die öffentlichen Debatten."
Für die Umfrage befragte Forsa eigenen Angaben zufolge zwischen 24. und 28. November insgesamt 2.018 Bundesbürger ab 14 Jahren. Die Erhebung ist laut dem Institut repräsentativ. Als Referenz diene eine Studie mit denselben Fragen aus dem Jahr 2003.