Frankreichs Parlament: Künstliche Befruchtung für alle Frauen

Umstrittenes Bioethik-Gesetz verabschiedet

Das französische Parlament öffnet per Gesetz künstliche Befruchtung für alle Frauen. Die Nationalversammlung verabschiedete in der Nacht zum Samstag das umstrittene Bioethik-Gesetz. Die katholische Kirche hatte sich vehement gegen das Gesetz gestellt.

Reagenzgläser im Labor / © Alex Traxel (shutterstock)

Das neue Gesetz weitet in Frankreich die künstliche Befruchtung auf lesbische Paare und alleinlebende Frauen aus. Staatspräsident Emmanuel Macron lobte via Twitter "das Engagement von Parlamentariern, Regierungsmitgliedern und der nationalen Ethikkommission". Die Öffnung künstlicher Befruchtung für alle Frauen gehörte zu seinen Wahlversprechen. Der Text geht nun zur endgültigen Annahme zurück an den Senat. Das Gesetz soll noch in diesem Jahr in Kraft treten.

Tagelange, erbitterte Debatten

Der Verabschiedung in zweiter Lesung waren tagelange, teils erbitterte Debatten in der Nationalversammlung vorausgegangen. 60 Abgeordnete stimmten am Ende dafür, 37 dagegen; 4 enthielten sich. Die konservativen Republikaner (LR), Nachfolgepartei der UMP, sträubten sich in der Debatte gegen eine Schaffung von "Kindern ohne Väter"; sie werteten das Gesetz als "einen weiteren Schritt in Richtung Leihmutterschaft".

Die Präsidentin der LGBT-Vereinigung GayLib, Catherine Michaud, sprach von einem "historischen Schritt für die Rechte und die Freiheit der Frauen". Allerdings sei bedauerlich, dass Trans-Personen von der gesetzlichen Neuregelung ausgeschlossen seien. GayLib setzt sich für die Rechte von Homo-, Bi-, Trans- und Intersexuellen ein.

Einsatz der katholischen Kirche gegen das Gesetz

Die katholische Kirche hatte sich vehement gegen das Vorhaben gestellt. Der Bioethik-Beauftragte der Französischen Bischofskonferenz, Erzbischof Pierre d'Ornellas, erklärte in einer ersten Reaktion am Wochenende, mit dem Gesetz wollten die Abgeordneten "den Vater vollständig aus dem Akt der Empfängnis streichen". Parlamentarier dürften sich "nicht in die Intimität der Familie einmischen und Gesetze über die Liebe erlassen". Ihre Aufgabe sei, Gesetze "auf Grundlage der Achtung der Menschenwürde und den daraus resultierenden ethischen Werten zu beschließen, darunter den Schutz der Schwächsten".

Der Erzbischof führte aus, die Abgeordneten suchten erklärtermaßen ein "Gleichgewicht". Aber könne man von Gleichgewicht sprechen, wenn das Gesetz Kindern "effektiv verbietet, einen Vater zu haben, und in der Praxis zu unfairer Diskriminierung zwischen ihnen führt", fragte er.


Quelle:
KNA