Früher waren mehr Lametta und Lichterglanz. Nach zwei Advents- und Weihnachtszeiten unter Corona-Bedingungen könnte auch die dritte Festzeit in Folge unter keinem guten Stern stehen. Festlich beleuchtete Tannen auf Marktplätzen oder riesige Schmuckbilder an Rathäusern und über Fußgängerzonen dürften seltener werden.
Geht es nach der Deutschen Umwelthilfe, dann verzichten die Menschen in Deutschland in diesem Jahr auf Weihnachtsbeleuchtung in Städten und Privathaushalten. Das sollte in diesem Winter "eine Selbstverständlichkeit" sein, sagte Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (Montag). "Angesichts des Krieges in der Ukraine, der Energieknappheit, aber auch aus Gründen des Klimaschutzes sollten wir einmal innehalten."
19,5 Milliarden Lämpchen im letzten Jahr
Resch wies auf den Stromverbrauch hin. "Allein die privaten Beleuchtungsorgien verursachen pro Jahr einen Stromverbrauch von über 600 Millionen Kilowattstunden Strom – so viel wie eine mittlere Großstadt mit 400.000 Einwohnern im Jahr verbraucht", mahnte der Umwelt-Lobbyist. Resch schlug eine Beleuchtungsgrenze auf jeweils einen beleuchteten Baum pro Gemeinde vor. "Hier bewusst zu verzichten, zu sparen und solidarisch zu sein, das könnte diese Weihnachtszeit sogar zu einer ganz besonderen machen."
Im vergangenen Jahr hatte nach einer Umfrage des Ökostromanbieters Lichtblick eine Rekordzahl von 19,5 Milliarden Lämpchen die dunkle Jahreszeit in heimeliges Licht getaucht. Pro Haushalt finden sich im Schnitt sechs unterschiedliche Leuchtprodukte. Der Anteil an sparsameren LED-Lämpchen war dabei leicht auf 77 Prozent zurückgegangen.
Dome in Köln, Speyer und Bamberg bleiben dunkel
Städte und Gemeinden diskutieren schon seit Wochen über die Adventsbeleuchtung – mit unterschiedlichen Ergebnissen. Alexander Handschuh vom Deutschen Städte- und Gemeindebund legt Wert darauf, dass die Kommunen vor Ort entscheiden, welches Ausmaß der Adventsbeleuchtung sie vertreten könnten. Handschuh wies darauf hin, dass festlich beleuchtete Innenstädte auch Lebensqualität bedeuteten und ein Wirtschaftsfaktor seien.
Schon derzeit haben Städte und Kirchen die Beleuchtung zentraler Denkmäler und Bauwerke eingeschränkt: So bleiben die Dome von Köln, Speyer und Bamberg nachts dunkel. Ganz auf vorweihnachtliche Stimmung verzichten will allerdings kaum jemand. "Die Menschen brauchten etwas Freude", hieß es beispielsweise beim Einzelhandelsverband in Bonn.
Berlin sucht Sponsoren für Straßenbeleuchtung
In Berlin hat der Senat entschieden, die Straßenbeleuchtungen nicht mitzufinanzieren. Deshalb suchen manche Bezirke und Geschäftsleute nun Sponsoren. Schließlich sei die weihnachtliche Beleuchtung ein Markenzeichen. Auf vielen Weihnachtsmärkten und in den Innenstädten wird die Beleuchtung früher abgeschaltet als in den Jahren zuvor. Etwa in Bonn. Lichterketten und Sterne in Kiel leuchten ab 22.00 Uhr nicht mehr.
Dabei lässt sich Weihnachten kaum denken ohne den Kontrast von dunkler Nacht und dem Leuchten von Kerzen, Lichtern und Sternen. In der Bibel spielt der Wechsel von Dunkelheit und Helligkeit eine besondere Rolle. Gott offenbart sich immer wieder in Dunkel und Chaos. Er kann die Finsternis erleuchten. Jesus wird als Licht in der Nacht begrüßt: Die zunehmende Zahl der leuchtenden Kerzen am Adventskranz verkündet, dass das Licht in die Finsternis kommt, wie es im Johannes-Evangelium heißt. Nicht zufällig wird das Weihnachtsfest in der dunkelsten Zeit des Jahres gefeiert: An dunklen Wintertagen erwartet man sehnsüchtig die heller werdenden Tage.
Allerdings könnten manche Menschen dem gedämpften vorweihnachtlichen Lichterglanz durchaus etwas Positives abgewinnen. Kritiker hatten in den vergangenen Jahren ein Wettrüsten und Exzesse bei den Weihnachtsdekorationen beklagt. Auch mehrere katholische Bischöfe sprachen in den vergangenen beiden Coronajahren von einer Chance auf einen besinnlicheren und weniger hektischen Advent. Immerhin war die Adventszeit in der katholischen Kirche über Jahrhunderte eine Fastenzeit in der Vorbereitung auf Weihnachten.