UN-Flüchtlingsgipfel: Hilfswerke fordern Verbesserungen

Legale Fluchtwege, Bildung und Arbeit

Politiker aus aller Welt beraten ab Montag bei den Vereinten Nationen in New York über das Thema Flüchtlinge. Hilfsorganisationen mahnen im Vorfeld konkrete Ergebnisse an. 

Flüchtlingslager nahe Falludscha (Irak) / © Norwegian Refugee Council/NRC (dpa)
Flüchtlingslager nahe Falludscha (Irak) / © Norwegian Refugee Council/NRC ( dpa )

Die Hilfsorganisation Oxfam warb für einen besseren Flüchtlingsschutz. Rund vier Millionen Menschen, die vor einem Konflikt in ihrer Heimat fliehen müssten, fänden nur Zuflucht in Ländern, in denen ebenfalls Gewalt und Instabilität herrschten, so Oxfam am Donnerstag in Berlin.

Die teilnehmenden Regierungen müssten deshalb verbindliche Verpflichtungen für einen besseren Schutz von Flüchtlingen und Migranten eingehen. Am UNO-Flüchtlingsgipfel nehmen von Seiten der Bundesregierung Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und Entwicklungsminister Gerd Müller (CSU) teil.

Lebensgefahr statt Sicherheit

Laut UNHCR suchten 2015 insgesamt 24,6 Millionen Menschen wegen Gewalt, Verfolgung und Krieg Zuflucht in einem anderen Land. Der aktuelle Oxfam-Bericht "Different conflict, same crisis" zeigt danach, dass die Flucht von rund 16 Prozent dieser Schutzsuchenden in einem Land endete, in dem ebenfalls ein gewaltsamer Konflikt herrscht.

In diesen 15 Zielländern sind laut der Untersuchung im vergangenen Jahr durch bewaffnete Konflikten 162.000 Menschen ums Leben gekommen. Statt dort in Sicherheit zu sein, müssen die Flüchtlinge somit weiterhin um ihr Leben fürchten. So seien etwa knapp 290.000 Menschen aus Syrien, Iran, den besetzten palästinensischen Gebieten und der Türkei in den Irak geflohen.

Die Staats- und Regierungschefs müssten endlich gemeinsam Verantwortung übernehmen und in ihren Ländern wesentlich mehr bedrohten Menschen als bisher Schutz und Aufnahme gewähren. Es sei außerdem höchste Zeit, dass legale und sichere Zugangswege für Flüchtlinge und Migranten geschaffen würden, etwa durch mehr humanitäre Visa und Familiennachzug. Dafür müsse sich die Bundesregierung in New York mit Nachdruck einsetzen.

"Spirale aus Armut und Verschuldung"

Die Hilfsorganisation Care blickt kurz vor dem Gipfel speziell auf die Situation der syrischen Flüchtlinge in Jordanien. Vier von fünf von ihnen lebten unterhalb der nationalen Armutsgrenze, ergab die Care-Studie "Six years into exile". Auch im sechsten Jahr der Syrienkrise sei ein Großteil der Flüchtlinge von humanitärer Hilfe abhängig.

"Die Flüchtlinge stehen vor dem absoluten Nichts, ihre Ressourcen sind aufgebraucht", so Salam Kanaan, Länderdirektorin von Care Jordanien. "Sie haben zunehmend weniger Zugang zu Arbeit und Einkommen. Trotz internationaler Hilfe geraten die Flüchtlinge immer tiefer in eine Spirale aus Armut und Verschuldung."

Konkret ergab die Studie, dass 87 Prozent der Familien verschuldet sind. Lediglich 43 Prozent der Befragten gaben an, ihr Einkommen aus Arbeit zu beziehen - im Jahr 2015 waren es noch 74 Prozent. Viele Kinder blieben der Schule fern, weil ihre Eltern für Schulmaterial oder Fahrtkosten kein Geld aufwenden, heißt es weiter. Insgesamt besuche rund ein Viertel der Kinder im Grundschulalter keine Schule. 

Forderung nach legalen Arbeitsmöglichkeiten

Kinderarbeit und Kinderheirat seien wirtschaftliche Bewältigungsstrategien, die vermehrt beobachtet würden. Die Flüchtlingskrise hat laut Studie auch Auswirkungen auf das Verhältnis zu den Einheimischen. Zwar beurteilten zwei Drittel der Flüchtlinge und Jordanier ihre Beziehung zueinander als gut. 71 Prozent der befragten Jordanier gaben jedoch an, dass der Zuzug von fast 700.000 Flüchtlingen negative Auswirkungen auf den Arbeits- und Wohnungsmarkt, den Bildungsbereich sowie den Zugang zu Gesundheitsversorgung habe.

Care fordert deshalb unter anderem, dass erwachsene Flüchtlinge leichter legale Arbeitsmöglichkeiten erhalten. Außerdem müsse die internationale Unterstützung verstärkt werden. Die Studie basiert auf Gesprächen mit 1.600 syrischen Familien sowie 471 Jordaniern.

UNHCR: Augenmerk auf Bildung

Das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR veröffentlichte Zahlen zur Bildung von Flüchtlingskindern. Demnach besucht mehr als die Hälfte der vom Hilfswerk betreuten Kinder keine Schule. Rund 3,7 Millionen der insgesamt sechs Millionen Mädchen und Jungen erhielten keinen Unterricht, teilte das UN-Flüchtlingshilfswerk am Donnerstag in Genf mit. Ohne Bildung hätten es die geflohenen Kinder später als Erwachsene noch schwerer, in einer Gesellschaft Fuß zu fassen.

Den Angaben zufolge befinden sich 1,75 Millionen Flüchtlingskinder nicht in der Grundschule, knapp zwei Millionen Heranwachsende können keine weiterführende Schule besuchen. Hauptgründe seien fehlende Gelder und fehlendes Personal. Unter dem Mandat des UNHCR sind mehr als 16 Millionen geflüchtete Männer, Frauen und Kinder. Insgesamt sind mehr als 65 Millionen Menschen auf der Flucht.


Quelle:
KNA