Die Vereinten Nationen haben vor einer Hungersnot mit dramatischen Ausmaßen im Jemen gewarnt. Rund 14 Millionen Menschen oder die Hälfte der Bevölkerung des Konfliktlandes könnten in Kürze betroffen sein, erklärte UN-Nothilfekoordinator Mark Lowcock am Dienstag (Ortszeit) in New York.
Die unmittelbar bevorstehende Hungersnot könne "größer sein als alles, was die Experten auf diesem Gebiet in ihrem Arbeitsleben bislang erlebt haben". Die Situation verschlimmere sich immer weiter. Lowcock rief zu einer humanitären Waffenpause und mehr Geld für Hilfslieferungen auf.
Schon jetzt sterben mehr als 130 Kinder unter 5
Der Brite betonte, dass vor allem Kinder, alte und schwache Menschen von der Krise in dem arabischen Land betroffen seien. Nach Schätzungen stürben pro Tag 130 Kinder unter fünf Jahren an Lebensmittel-Mangel und Krankheiten, das seien fast 50.000 Mädchen und Jungen pro Jahr.
Lowcock machte für die Verschärfung der Lage zwei Gründe aus. Zum einen tobten immer heftigere Kämpfe um die Hafenstadt Hodeidah, über die die meisten Lebensmittelimporte und Hilfseinfuhren in den Jemen abgewickelt werden. Zum anderen sei die Volkswirtschaft des Landes aufgrund der anhaltenden Gewalt zusammengebrochen.
"Schlimmste humanitäre Katastrophe der Welt"
Im Jemen tobt seit rund vier Jahren ein Bürgerkrieg, der begann, als aufständische Huthi weite Teile des Landes überrannten. Das Nachbarland Saudi-Arabien ist mit der Regierung verbündet und bombardiert gemeinsam mit einer Koalition Stellungen der vom Iran unterstützten Huthi-Rebellen.
Die Vereinten Nationen sprechen von der schlimmsten humanitären Katastrophe der Welt. In dem Krieg sind nach UN-Schätzungen mehr als 28 000 Menschen umgekommen, davon rund 10 000 Zivilisten, die im Bombenhagel starben. Die Vereinten Nationen werfen allen Konfliktparteien vor, Kriegsverbrechen zu verüben. Internationale Friedensbemühungen scheiterten mehrfach.