Franziskus plant Reise nach Budapest
Papst Franziskus will im Herbst den Eucharistischen Weltkongress in Ungarns Hauptstadt Budapest besuchen und dort die Abschlussmesse feiern. Es handele sich aber nicht um einen offiziellen "Besuch des Landes", betonte er am Montag auf dem Rückflug von Bagdad nach Rom vor mitreisenden Journalisten.
Dabei stellte er eine Visite in der benachbarten Slowakei in Aussicht. Budapest sei nur zwei Autostunden von Bratislava entfernt. "Warum nicht einen Besuch bei den Slowaken machen?", fragte Franziskus. - Der Eucharistische Weltkongress, ein katholisches Großtreffen, findet vom 5. bis 12. September in Budapest statt.
Franziskus will auch in den Libanon
Nach seinem Besuch im Irak hat Papst Franziskus auch eine Reise in den Libanon in Aussicht gestellt. Das Land befinde sich "in einer existenziellen Krise" und sei "mehr als nur aus dem Gleichgewicht", sagte der Papst. Der Libanon leide an der "Schwäche einiger noch nicht versöhnter Verschiedenheiten".
Patriarch Bechara Boutros Rai habe einen Zwischenstopp in Beirut im Rahmen der Irak-Reise vorgeschlagen. Franziskus hielt dagegen, dies scheine ihm zu wenig "angesichts des Problems eines Landes, das leidet wie der Libanon". Er habe in einem Brief an den maronitischen Patriarchen jedoch einen Besuch zugesichert. Eine Reise nach Syrien ziehe er hingegen nicht in Erwägung; dessen ungeachtet sei er dem "gemarterten und geliebten Syrien" verbunden.
Keine Argentinien-Reise geplant
Papst Franziskus will auch nach einem möglichen Amtsverzicht nicht in sein Heimatland Argentinien zurückkehren. "Ich werde hier in meiner Diözese Rom bleiben", sagte er am Montag auf im Flugzeug. "Ich war 76 Jahre in Argentinien - das reicht, nicht wahr?", scherzte er.
Eine Argentinien-Reise habe für November 2017 zusammen mit einem Besuch in Chile und Uruguay auf dem Programm gestanden, sagte er. Die Visite in Chile sei dann aber wegen der Präsidentschaftswahl im Dezember abgesagt und auf Januar 2018 verschoben worden. In diesem Monat sei ein Besuch in Argentinien und Uruguay aus klimatischen Gründen nicht mehr in Frage gekommen. Daher habe man stattdessen Peru als zweites Ziel gewählt. Der Papst widersprach Spekulationen über eine Abneigung gegen sein Heimatland. Man dürfe keine "Fantasien von Patriaphobie" anstellen.
Neuer Schritt im Islam-Dialog
Desweiteren ließ Franziskus bei der improvisierten Pressekonferenz auf dem Rückflug nach Rom die interreligiösen Begegnungen und Gespräche im Irak Revue passieren. Der Papst sieht in seiner Begegnung mit Großajatollah Ali al-Sistani einen wichtigen Schritt zur Verständigung der Religionen. Auf dem Rückflug von Bagdad nach Rom am Montag stellte er den Empfang durch den schiitischen Geistlichen in Nadschaf in eine Reihe mit dem Dokument von Abu Dhabi über die "Brüderlichkeit aller Menschen".
Den Text, der nach Worten des Papstes während sechs Wochen im Geheimen vorbereitet und im Februar 2019 mit dem sunnitischen Großimam Ahmad al-Tayyeb unterzeichnet worden war, nannte er einen "ersten Schritt". Das Treffen mit al-Sistani sei ein zweiter, "und es werden weitere folgen". Das Abu-Dhabi-Dokument habe ihn zu seiner im Oktober veröffentlichten Enzyklika "Fratelli tutti" über die "Geschwisterlichkeit aller Menschen" bewegt; beide Texte müssten gemeinsam gelesen werden, weil sie in die gleiche Richtung zielten, so der Papst.
Zur Frage, ob die Begegnung mit dem angesehenen Geistlichen im Irak auch ein Signal für den schiitischen Iran enthalte, antwortete Franziskus, es sei eine "universale Botschaft" gewesen. "Ich verspürte die Pflicht zu dieser Pilgerfahrt des Glaubens und der Buße", sagte Franziskus. Er habe in al-Sistani "einen Großen, einen Weisen" und einen "Mann Gottes" treffen wollen.
Franziskus beschrieb den 90-jährigen Großajatollah als sehr respektvoll und entgegenkommend. "Ich fühlte mich geehrt", sagte der Papst. Er nannte al-Sistani einen "demütigen und weisen" Mann, der seit zehn Jahren keine politische Besucher empfange. Das Treffen habe ihm "in der Seele gutgetan", so Franziskus.
Er verwies auf ein von al-Sistani benutztes Zitat von Imam Ali, einer zentralen Figur für den schiitischen Islam, demzufolge ein Mensch "entweder ein Bruder im Glauben oder Ebenbild in der Geschöpflichkeit" sei. "Tiefer als die Gleichheit können wir nicht gehen", sagte der Papst. "Alle gemeinsam sind wir Geschwister und müssen zusammen mit den anderen Religionen vorwärtsgehen."
Franziskus räumte ein, es gebe aus katholischen Reihen auch Kritik an dieser Haltung. Um einen Schritt auf andere zuzugehen, müsse man auch Risiken eingehen. "Solche Entscheidungen werden immer im Gebet und im Dialog getroffen", sagte er. Es handele sich aber nicht um eine Laune, sondern um die Linie, die das Zweite Vatikanische Konzil (1962-1965) vorgebe.
Papst verurteilt Waffenverkäufe an IS-Milizen
Das zerstörte Mossul hat Papst Franziskus nach eigenem Bekunden erschüttert. "Ich konnte mir die Ruinen von Mossul und Karakosch vorstellen", sagte er vor mitreisenden Journalisten. Er habe keine Worte angesichts der verwüsteten Kirchen und Moscheen in der nordirakischen Stadt. Vorwürfe erhob der Papst gegen jene, die die Milizen ausrüsteten. "Wer verkauft die Waffen? Wer ist verantwortlich?", fragte Franziskus. Er verlange von Waffenhändlern wenigstens die Ehrlichkeit, dies zuzugeben.
Was ihn am meisten berührt habe, sei das Zeugnis einer Mutter, deren Kind bei den ersten Bombardierungen des "Islamischen Staates" (IS) ums Leben gekommen sei. "Sie sagte ein Wort: Ich vergebe", sagte der Papst. "Wir haben dieses Wort verloren", so Franziskus. "Vergeben, den Feinden vergeben, das ist das reine Evangelium."
Franziskus verteidigt Reise
Papst Franziskus hat die Entscheidung verteidigt, trotz der Covid-Pandemie in den Irak zu reisen. Den Beschluss habe er nach Abwägung der Risiken frei und aus innerer Überzeugung gefällt. "Ich habe viel darüber nachgedacht, viel gebetet." Ausschlaggebend war nach seinen Worten "die Sorge um die Menschen". Als maßgeblich nannte er auch die "erschütternden" Berichte über das Schicksal der Jesiden, die unter den Terrormilizen des "Islamischen Staates" (IS) besonders zu leiden hatten.
Jede Papstreise sei Ergebnis eines "langen Wegs" der Abwägung und Vorbereitung, betonte Franziskus. Zur aktuellen Visite luden ihn nach seinen Worten zwei aufeinanderfolgende irakische Botschafter beim Heiligen Stuhl, deren Amtskollegin beim Staat Italien und Staatspräsident Barham Salih ein. Der Papst räumte ein, dass ihn das dreitägige Programm Kraft gekostet habe: "Diese Reise hat mich wesentlich mehr erschöpft als die anderen", sagte er unter Verweis auf seine 84 Jahre.