DOMRADIO.DE: Sie wollen Auszeiten zum Kraft tanken ermöglichen. Wie tun Sie das?
Elisabeth Bungartz (Diözesanvorsitzende der kfd im Erzbistum Köln): Wir hatten gleich zu Beginn der Flutkatastrophe entschieden, speziell etwas für Frauen zu tun. Da kam uns der Gedanke, betroffenen Frauen aus den Flutgebieten zu helfen – unter dem Motto "kfd spendet Kraft". Wir wollten gezielt Frauen, die durch die Flut Angehörige oder ihr ganzes Hab und Gut verloren haben, eine Möglichkeit der Auszeit zu geben, aber auch den zahlreichen Helferinnen in den Gebieten.
DOMRADIO.DE: Dafür organisieren Sie Wochenenden, an denen die Frauen gemeinsam wegfahren.
Bungartz: Genau, wir haben dieses Jahr zwei Wochenenden durchgeführt, jeweils von Freitag bis Sonntag. Im nächsten Jahr sind nochmal acht Wochenenden geplant, davon auch zwei mit Kindern. Wir laden die Frauen zum Beispiel ins Katholisch-Soziale Institut in Siegburg, in den Marienhof in Königswinter oder ins Haus Venusberg in Bonn ein. Diese Reisen kosten die Frauen natürlich nichts.
Vor Ort bieten wir den Frauen an, über ihre schwierige Situation zu sprechen, wenn sie möchten. Teilweise sind sie ja auch traumatisiert. Wir haben dafür Referentinnen und geschultes Personal. Aber sie können sich auch einfach nur Ruhe gönnen, gut essen, vielleicht einen schönen Spaziergang machen und so ihre Sorgen vergessen.
Es ist klar, dass wir als Katholische Frauengemeinschaft besonders Frauen, Kinder und Familien im Blick haben. Deshalb wollten wir eben gerade Frauen einladen, damit sie zur Ruhe kommen und sich mal diese Auszeit gönnen können.
DOMRADIO.DE: Zwei Wochenenden dieser Art fanden bereits statt. Wie ging es den Frauen davor und danach?
Bungartz: Wir waren erstaunt, wie viele Frauen sich tatsächlich angemeldet haben. Auch über unsere Pfarrvorstände konnten kfd-Mitglieder Frauen vorschlagen, die wir dann zusätzlich eingeladen haben. Ich selbst war bei einem Wochenende dabei und tief beeindruckt, was die Frauen erzählt haben. Wenn man das hautnah geschildert bekommt, ist es ganz anders als das in der Presse zu lesen. Unglaublich, was manche zu bewältigen haben!
Ich habe über die Kraft und den Mut der Frauen gestaunt. Sie haben teilweise berichtet, dass ihre Männer durch die Traumatisierung depressiv und manchmal auch handlungsunfähig geworden sind. Die Frauen haben dann vieles in die Hand genommen, haben sich um alles gekümmert, um Handwerker und so weiter. Das war für mich sehr beeindruckend. Auch so manche Träne wurde vergossen. Deshalb war ich froh, dass wir Theologinnen dabei hatten, die das in Einzelgesprächen auffangen konnten.
DOMRADIO.DE: Das Angebot kann von jedem unterstützt werden. Wie kann man helfen?
Bungartz: Wir haben ein Spendenkonto eingerichtet. Auf unserer Homepage können Sie das nachlesen. Ich darf mich an der Stelle schon herzlich bedanken. Es sind über 45.000 Euro für diese "kfd spendet Kraft"-Wocheenden eingegangen. Wir sind stolz und glücklich darüber, wie viele örtliche kfd-Grupen gesammelt haben, aber auch Einzelpersonen. Das ist überwältigend. Natürlich freuen wir uns sehr über weitere Spenden. Denn ich glaube nicht, dass es mit dem nächsten Jahr schon getan ist. Auch 2023 würden wir gerne weitere Wochenenden anbieten. Deshalb ist meine herzliche Bitte, gerade auch mit Blick auf Weihnachten, für diese Aktion zu spenden.
Das Interview führte Michelle Olion.