Das schreibt Wiemeyer in einem Gastbeitrag für das Portal katholisch.de am Freitag. Vorwürfe, das Papst verfechte eine sozialistische Wirtschaftsordnung, wies Wiemeyer zurück: Franziskus begrüße in der Enzyklika ausdrücklich die Unternehmertätigkeit in sozialer Verantwortung.
Verschärfung sozialer Probleme durch die Corona-Krise
Der Papst wolle Armut indes nicht durch Transfers an arme Menschen überwinden, sondern durch Arbeit, erklärt Wiemeyer. Auch weise Franziskus auf Missstände hin, etwa auf die Kluft zwischen Hunger und Armut andererseits und exzessivem Konsum andererseits. Einen "Ungleichheitsdiskurs" gebe es auch hierzulande, fügt der Bochumer Wissenschaftler hinzu: "In der männlich geprägten ökonomischen Wissenschaft werden Ungleichheiten zwischen Männern und Frauen auch nur zögerlich analysiert."
Die Corona-Krise habe viele soziale Probleme verschärft, kritisiert Wiemeyer. So hätten Produzenten etwa milliardenschwere Aufträge für Textilfabriken in Bangladesch storniert, "so dass dort schlecht bezahlte Näherinnen arbeitslos wurden". Zu einer Öko-Sozialen Marktwirtschaft gehöre indes, dass sich nicht die Macht des Stärkeren durchsetzen könne: "Die vom Papst geforderte Abkehr von einem strikten liberalen Individualismus und eine Gemeinwohlorientierung kann daran verdeutlicht werden, dass ein Wettbewerb von Finanzinvestoren darüber, wer am wenigsten Steuern zahlt, verfehlt ist."