UNO verabschiedet Völkermord-Resolution zu Srebrenica

"Opfer ehren und Überlebende unterstützen"

Das Massaker von Srebrenica war ein tragischer Höhepunkt des Bosnien-Krieges. Binnen weniger Tage wurden 1995 mehr als 8.000 muslimische Bosniaken ermordet. Bis heute wird das Ereignis von serbischen Nationalisten geleugnet.

Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York / © zijin (shutterstock)
Hauptquartier der Vereinten Nationen in New York / © zijin ( shutterstock )

Die UN-Vertreter haben am Donnerstag mit Mehrheit für einen internationalen Gedenktag und die Verurteilung des Massakers von Srebrenica im Jahr 1995 gestimmt. Die entsprechende Resolution wurde mit 84 Stimmen bestätigt; 68 Länder enthielten sich ihrer Stimme. 

19 Staaten stimmten dagegen, darunter Serbien, Russland und China. Damit endet ein wochenlanges diplomatisches Tauziehen, das zuletzt die Länder und Ethnien des Westbalkans erneut spaltete.

Resolutionsentwurf von Deutschland und Ruanda

"Bei unserer Initiative geht es darum, das Andenken der Opfer zu ehren und die Überlebenden zu unterstützen, die weiterhin mit den Narben dieser verhängnisvollen Zeit leben müssen", sagte die deutsche UN-Botschafterin Antje Leendertse vor der UNO-Vollversammlung in New York.

Gedenkfriedhof für die Opfer des Massaker in Srebrenica 1995 / © Kemal Softic (dpa)
Gedenkfriedhof für die Opfer des Massaker in Srebrenica 1995 / © Kemal Softic ( dpa )

Das Massaker von Srebrenica gilt als tragischer Höhepunkt des Bosnien-Krieges (1992-1995). Binnen weniger Tage hatte die Armee der Republika Srpska bei der Stadt Srebrenica mehr als 8.000 muslimische Bosniaken ermordet. Heute ist Bosnien zu fast gleichen Teilen in zwei "Entitäten" gespalten: die serbische Teilrepublik und eine kroatisch-bosnische Föderation.

Serbische Nationalisten fürchten, durch die UN-Resolution kollektiv als Täter abgestempelt zu werden. In Belgrad und serbischen Regionen Bosniens präsentierten die Behörden in den vergangenen Tagen Werbeplakate mit der Aufschrift: "Wir sind kein Volk von Völkermördern".

Serbisch-orthodoxer Patriarch äußert heftige Kritik

Präsident Aleksandar Vucic war für die Abstimmung nach New York gereist, wo er am Donnerstag betonte: "Hier geht es nicht um Versöhnung oder Erinnerungen; es wird einzig alte Wunden aufreißen und komplettes politisches Chaos verursachen." Die Spaltung in der Balkanregion werde durch die Resolution "tiefer und tiefer".

Aleksandar Vucic, Präsident von Serbien / © Darko Vojinovic (dpa)
Aleksandar Vucic, Präsident von Serbien / © Darko Vojinovic ( dpa )

Auch in der montenegrinischen Hauptstadt Podgorica gingen Serben diese Woche auf die Straße, um gegen die Unterstützung ihrer Regierung für die Resolution zu protestieren. Der serbisch-orthodoxe Patriarch Porfirije sprach von einer "Ungerechtigkeit gegen das serbische Volk".

UN-Botschafterin Leendertse rief in dem Zusammenhang zu Differenzierung auf: Die Resolution richte sich gegen die Täter eines Genozids - und nicht gegen Serbien. Mit der Resolution wolle man Versöhnung im ehemaligen Jugoslawien "in der Gegenwart und für die Zukunft" stärken.

Angespannte Lage in Bosnien

Die Leugnung des Völkermordes ist in Serbien und anderen Staaten mit serbischer Minderheit weit verbreitet. Zudem gibt es in Bosnien-Herzegowina nach wie vor Übergriffe auf Bewohner, die sich zur Rückkehr in ihre einstigen Dörfer und Städte entschließen. 

Zu Monatsbeginn sorgte ein Vorfall in der südbosnischen Stadt Gacko für Aufsehen, bei dem Täter das Haus einer Rückkehrer-Familie beschossen. Im April wurden vier junge Bosniaken auf dem Weg nach Hause brutal von Maskierten zusammengeschlagen.

In der bosnischen Hauptstadt Sarajevo begrüßte man die UN-Entschließung. "Diese Resolution gibt den Opfern und ihren Familien Hoffnung", sagte die Historikerin Belma Zulic vor der Abstimmung. 

Daneben verkündete der Vertreter des bosnischen Staatspräsidiums, Denis Becirovic, in New York: "Die Resolution ist von historischer Bedeutung, da die internationale Gemeinschaft eine klare Botschaft sendet, dass sie den Völkermord und die Ideologie der Völkermordleugnung nicht gutheißt."

Serbisch-orthodoxe Kirche

Die serbisch-orthodoxe Kirche gehört zu den Kirchen des byzantinischen Ritus, die in unterschiedlichen nationalen Ausprägungen und mit eigenen Oberhäuptern ("autokephal") existieren, aber in der Lehre vereint sind. Das serbisch-orthodoxe Patriarchat wurde 1920 wiedererrichtet, nachdem die Osmanen es 1766 aufgelöst hatten.

Kreuz eines orthodoxen Priesters / © Stanislav Mirchev (shutterstock)
Kreuz eines orthodoxen Priesters / © Stanislav Mirchev ( shutterstock )
Quelle:
KNA