Das sagte der Papst am Donnerstag bei einem Treffen mit Flüchtlingen im Vatikan. "Unsere Feigheit ist Sünde", so das Kirchenoberhaupt wörtlich. Ausdrücklich lobte er den Einsatz von Seenotrettern auf dem Mittelmeer.
Flüchtlingsboote fernzuhalten, löse nicht das Problem, sagte der Papst. Nötig seien "ernsthafte Bemühungen", die Internierungslager in Libyen zu leeren. Dazu müsse man alle denkbaren Lösungen prüfen und umsetzen. Auch verlangte er ein Vorgehen gegen Menschenhändler, "ohne Angst, Mitwisser- und Mittäterschaft von Behörden aufzudecken".
Alle für das Leben ihres Nächsten verantwortlich
Wirtschaftliche Erwägungen müssten hinter Menschenleben zurückstehen. Alle seien für das Leben ihres Nächsten verantwortlich. "Gott wird von uns im Augenblick des Gerichts Rechenschaft verlangen", sagte Franziskus.
Er danke Gott für alle, die nicht gleichgültig blieben und Verunglückten zu Hilfe eilten, "ohne sich zu viel zu fragen, wie oder warum der arme Halbtote auf ihrem Weg gelandet ist", sagte der Papst. Man könne nicht den "verzweifelten Schrei der Brüder und Schwestern" überhören, die ein stürmisches Meer dem langsamen Tod in libyschen Lagern vorzögen. Dies seien "Orte der Folter und unwürdiger Sklaverei", so Franziskus.
Zusammentreffen mit Flüchtlingen
Anlass war ein Zusammentreffen mit Flüchtlingen, die vor zwei Wochen auf vatikanische Initiative über einen sogenannten humanitären Korridor nach Italien gekommen waren. Unter den 33 Personen sind nach Vatikanangaben 14 Minderjährige; etwa ein Dutzend sind Christen.
Papst Franziskus ließ bei der Begegnung im Apostolischen Palast ein Kreuz anbringen, das an die Migranten und Flüchtlinge erinnert. Das knapp anderthalb Meter hohe Kreuz trägt in Kunstharz eingegossen die Rettungsweste eines unbekannten Migranten, der Anfang Juli zwischen Tripolis und Malta ertrunken war. Die Weste wurde dem Papst nach seinen Worten vor wenigen Tagen von Seenotrettern geschenkt.