Mit Blick auf die mutmaßliche Fälschung der Präsidentenwahl zu Gunsten Lukaschenkos, sprach der er laut dem Kirchenportal catholic.by (Montag) zuletzt von einer "Epidemie der Unwahrheit".
Gebet für die Einheit
"Unsere Freiheit ist bedroht, unsere Heimat ist geteilt", betonte der Vorsitzende der Bischofskonferenz des Landes demnach am Sonntag bei einer Messe im Bistum Wizebsk im Norden von Belarus. Kondrusiewicz betete für die Einheit des belarussischen Volkes. Wahrheit sei notwendig, damit die Belarussen frei sein und ihre Zukunft gestalten könnten.
In einem am Wochenende veröffentlichten offenen Brief an Lukaschenko hatte der Erzbischof zuvor die Polizeigewalt gegen Demonstranten verurteilt. Die "grausame Behandlung und die unmenschliche Inhaftierung" von Menschen, die an friedlichen Demonstrationen teilgenommen hätten, sei eine schwere Sünde. "All das führt zu Destabilisierung und zur destruktiven Spaltung unserer Gesellschaft", fügte er hinzu. Es werde vielleicht sogar mehr als eine Generation dauern, um die Wunden zu heilen, wenn ein Bruder seine Hand gegen seinen Bruder erhebe.
Papst steht hinter der Demokratiebewegung
Seit der umstrittenen Wiederwahl Lukaschenkos kommt es bei Protesten in Belarus verstärkt zu gewalttätigen Auseinandersetzung zwischen Demonstranten und Sicherheitskräften. Am Sonntag hatte sich auch Papst Franziskus offen hinter die Anliegen der Demokratiebewegung gestellt.
Zur Unterstützung des "Marsches der Freiheit" hatten am Sonntag die Glocken der Minsker Kathedrale geläutet. An der Demonstration sollen sich laut Schätzungen in der Hauptstadt mehr als 200.000 Menschen beteiligt haben. Zur katholischen Kirche bekennen sich etwa 15 Prozent der Belarussen. Die Mehrheit der Bürger des seit 1991 unabhängigen Landes sind orthodoxe Christen.