Mit deutlichen Forderungen an die Regierungen ihrer jeweiligen Länder haben Bischöfe aus Europa, den USA und Kanada am Donnerstag das 20. "Internationale Bischofstreffen zur Solidarität mit den Christen im Heiligen Land" beendet. "Reine Appelle gab es in den vergangenen Jahren immer wieder", kommentierte der deutsche Vertreter, der Mainzer Weihbischof Udo Bentz, gegenüber der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) die Abschlussbotschaft der Bischöfe.
Entsprechend sollten "die Dinge deutlicher beim Namen" genannt werden, wie die katholischen Ortsbischöfe im Heiligen Land dies unlängst in einer klaren Stellungnahme taten: "Die jüngsten Entwicklungen im palästinensisch-israelischen Kontext, der anhaltende Verlust von Menschenleben, die ständige Verflüchtigung der Hoffnung auf eine dauerhafte Lösung und das Versagen der internationalen Gemeinschaft, auf der Einhaltung des Völkerrechts zu bestehen, um die Völker dieses Landes vor mehr Kampf und Verzweiflung zu bewahren, sind an einem Punkt angelangt, an dem wir mehr Extremismus und Diskriminierung erleben."
Zeit für deutlichere Worte
Die Bischöfe stellten sich bei ihrem sechstägigen Besuch der Realität, die ihre örtlichen Mitbrüder im Bischofsamt als "immer unerträglicher" beschreiben. Ob im Gazastreifen, bei den Comboni-Schwestern im Schatten der israelischen Sperranlage, im Gespräch mit Katholiken in Ramallah oder bei einer Führung der Jerusalemer Nichtregierungsorganisation "Ir Amim": "Hautnah" wurden sie zu Zeugen, wie der andauernde Konflikt die Hoffnung der Menschen auf Frieden und Gerechtigkeit schwinden lässt und wie eine immer offensivere israelische Besatzungspolitik "jede Aussicht auf zwei in Frieden existierende Staaten zerstört".
Es ist Zeit für deutlichere Worte, lautete eine Forderung, der die Bischöfe auf ihrem Weg durch Ramallah, Gaza und Jerusalem immer wieder begegneten. Deutlich waren auch die Schilderungen, die Bürger, Aktivisten, Kirchen- und Politikvertreter mit den Besuchern teilten.
Israel bewege sich von einer "De-Facto-Annektierung mit Apartheid" immer weiter auf eine offizielle Annektierung hin, schilderte Ir-Amim-Vertreterin Amy Cohen am Beispiel des sich immer enger ziehenden Rings von Siedlungen um Ostjerusalem. Die Folgen für die Ostjerusalemer Palästinenser: Nur noch etwa ein Drittel des ursprünglichen Landes bleibt für die Entwicklung arabischer Wohnviertel, die Armutsrate liegt bei 75 Prozent. Zusammen mit der Vernachlässigung durch die Stadtverwaltung herrschten in einigen Vierteln inzwischen Slum-ähnliche Verhältnisse, "ein humanitäres Desaster".
Menschen im Heiligen Land nicht ignorieren
Palästinenser wie die PLO-Politikerin Hanan Aschrawi und der stellvertretende Ministerpräsident Ziad Abu Amr warnten vor Kräften, die aus dem israelisch-palästinensischen Konflikt einen religiösen Konflikt zu machen versuchten. Auch die Sorge vor wachsendem Fundamentalismus und Islamismus wurde wiederholt geäußert, aus kirchlichen wie politischen Kreisen.
Die Stimme der Menschen im Heiligen Land dürfe nicht ignoriert werden, fordern die Bischöfe, und zu deren Kanon gehören auch jene, die sich gewaltlos für Gerechtigkeit, Frieden und Menschenrechte einsetzen. "Das hier ist keine Theorie", beschrieb der französische Vertreter an dem Treffen, Bischof Marc Stenger (Troyes) etwa die Arbeit der Comboni-Schwestern als "bestes Beispiel, wie Gewalt mit Gewaltfreiheit begegnet wird".
Der Theorie müssen Taten folgen, lautet die Bilanz der Vertreter von zehn Bischofskonferenzen. "Unsere Regierungen müssen mehr tun", heißt es in der Abschlusserklärung von Donnerstag, die mit einer Auflistung konkreter bischöflicher Erwartungen an die jeweiligen Heimatländer schließt. Für die wohl umstrittenste unter ihnen können sie sich unterdessen päpstlicher Rückendeckung sicher sein: Die Regierungen mögen in Sachen Anerkennung Palästinas "dem Vorbild des Heiligen Stuhls" folgen. Dieser hatte Palästina Anfang 2016 offiziell als Staat anerkannt.