Untreuevorwurf im Eichstätter Finanzskandal zurückgewiesen

"Risikofreudiges Bistum"

Der Verteidiger des früheren stellvertretenden Finanzdirektors des Bistums Eichstätt hat den Untreuevorwurf gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Das erklärte Ulrich Ziegert auf Anfrage. Er sprach von einem "risikofreudigen Bistum".

Eichstätter Dom / © Christopher Beschnitt (KNA)
Eichstätter Dom / © Christopher Beschnitt ( KNA )

Am Montag hatte die Staatsanwaltschaft München II bestätigt, dass gegen dessen Mandanten sowie zwei weitere Personen Anklage erhoben wurde. Damit endeten die Ermittlungen im Finanzskandal des katholischen Bistums Eichstätt.

Diese hatte auf Anfrage erklärt, man freue sich "über die offensichtlich anstehende gerichtliche Klärung und Aufarbeitung der Sachverhalte".

Vorwurf der Untreue und Bestechlichkeit

Dem früheren stellvertretenden Finanzdirektor werfen die Ermittler Untreue und Bestechlichkeit vor. Der Mann habe für das Bistum Eichstätt beziehungsweise dessen Emeritenanstalt, das ist die Pensionskasse der Priester, Darlehen vergeben und nicht oder allenfalls nachrangig abgesichert. Den dabei entstandenen Gesamtschaden beziffert die Staatsanwaltschaft auf knapp 45,2 Millionen US-Dollar. Das entspricht angesichts des aktuellen Wechselkurses nahezu dem Betrag in Euro.

Geldscheine / © Theera Disayarat (shutterstock)

Ziegert dagegen sagte, die Darlehen hätten sich im Rahmen der von der Diözese bestimmten Anlagestrategie bewegt. Aus Sicht seines Mandanten sei Eichstätt ein "sehr risikofreudiges Bistum" gewesen. Der Anwalt sprach von "hochspekulativen Finanzinstrumenten", etwa Investitionen in Schiffe.

Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeschuldigten zudem vor, im Zusammenhang mit der Darlehensvergabe Gesellschaftsbeteiligungen und Bestechungsgelder im Gesamtvolumen von etwas mehr als 850.000 US-Dollar angenommen und nicht vollständig versteuert zu haben. Ein weiterer Angeschuldigter sei aufseiten der Darlehensnehmer tätig geworden und habe die Vorteile gewährt. "Der dritten angeklagten Person wird vorgeworfen, dem ehemaligen stellvertretenden Finanzdirektor ihre Konten zur Vereinnahmung der Bestechungsgelder zur Verfügung gestellt zu haben."

Skandal von Bischof Hanke publik gemacht

In der Antwort der auf Wirtschaftskriminalität spezialisierten Staatsanwaltschaft ist zudem von nicht näher bezeichneten weiteren Tatvorwürfen die Rede. Diese seien aber nicht zum Nachteil der Diözese Eichstätt begangen worden und richteten sich nicht gegen deren früheren leitenden Mitarbeiter. Laut Zeitungsberichten hat dessen Anwalt die Vorwürfe gegen seinen Mandanten zurückgewiesen. Das Landgericht München II muss nun über die Zulassung der Anklage entscheiden.

Gregor Maria Hanke / © Julia Steinbrecht (KNA)
Gregor Maria Hanke / © Julia Steinbrecht ( KNA )

In dem Fall geht es um Investitionen aus Eichstätter Bistumsvermögen in US-Immobilienprojekte in den Jahren 2014 bis 2016. Dabei waren Rücklagen in Höhe von fast 60 Millionen US-Dollar hochriskant angelegt worden. Bischof Gregor Maria Hanke hatte den Skandal 2018 publik gemacht, nachdem er im Sommer 2017 nach Einschaltung von externen Wirtschaftsprüfern und Anwälten Anzeige erstattet hatte.

Zeitweilig hatten die Ermittler auch Verdachtsmomente gegen den Bischof geprüft. Als direkte Folge des Skandals überarbeitete die Diözese ihre Anlagerichtlinien. Inzwischen werden die Investments von externen Dienstleistern verwaltet. 

Bistum Eichstätt

Eichstätter Dom / © Armin Weigel (dpa)
Eichstätter Dom / © Armin Weigel ( dpa )

1948 zählte die Diözese ca. 340 .000 Katholiken, über ein Drittel mehr als noch 1940. Der Bevölkerungsanstieg zog die Errichtung einer Reihe neuer Pfarreien, Exposituren und Kuratien und damit einhergehend zahlreicher neuer Kirchen vor allem in den mittelfränkischen Diasporagebieten und in den beiden Ballungsräumen Ingolstadt und Nürnberg nach sich.

Quelle:
KNA