Manchmal schlägt der Kalender Kapriolen. Wie in diesem Jahr: Am 14. Februar treffen Valentinstag und Aschermittwoch aufeinander. Herz oder Aschekreuz, Festtag der Liebenden oder Erinnerung an die Vergänglichkeit des Lebens, heiße Küsse oder Schluss mit lustig, romantisches Menü für F(r)ischverliebte oder Fischessen – eine schwer verdauliche Mischung. Besonders für Katholiken, die am Aschermittwoch streng fasten müssten. Von Küssen sagt das Kirchenrecht allerdings nichts.
Viele Gemeinden handeln nach dem Prinzip entweder – oder. Katholische Gemeinden legen, so ein nichtrepräsentativer Blick durchs Internet, den Schwerpunkt eher auf das Aschekreuz, evangelische Kirchen laden verstärkt zu Valentins-Gottesdiensten ein.
Kreativität ist gefragt: Die evangelische Kirchengemeinde in Oldenburg verlegt ihren Valentins-Gottesdienst bereits auf den Abend des Karnevals-Dienstags. Der Gottesdienst biete auch ausreichend Platz, um eine Rumba zu wagen, heißt es.
Mischform der Feiertage
Doch es gibt auch Mischformen: Zum Beispiel im Kölner Dom. Stadtdechant Robert Kleine betont, dass "für Christen am Aschermittwoch nicht alles vorbei ist". Deshalb lädt er um 17 Uhr zu einem Gottesdienst unter dem Motto "Die Liebe geht weiter" am Dreikönigenschrein.
Es gehe darum, "gemeinsam die eigene Liebe und Partnerschaft zu feiern und einander vielleicht wieder einmal neu anzusehen", sagt Kleine. Wer will, kann einen Gedanken, einen Wunsch oder ein Gebet auf einen kleinen Zettel schreiben und verbrennen.
"Die Asche aus diesen Zetteln geben wir mit in die Asche, mit der das Aschekreuz erteilt wird, bevor am Ende des Gottesdienstes der Kölner Valentinssegen über alle Mitfeiernden gesprochen wird."
Amor und Asche
Auch in Heidelberg, wo man laut einem Ohrwurm-Lied schnell sein Herz verlieren kann, werden Amor und Asche thematisch miteinander verbunden. Am Mittwochabend laden katholische und evangelische Kirche zu einem ökumenischen Gottesdienst mit Paar- und Einzelsegen ein. "Wo Feuer brennt, entsteht Wärme und Licht, aber meistens auch Asche", heißt es. "Diese verschiedenen Aspekte passen gut zu einem realistischen Blick auf die partnerschaftliche Liebe."
Auch für manche Gasthöfe ist der Zusammenprall zweier so unterschiedlicher Feiertage ein Problem – vor allem in den Karnevalshochburgen, in denen am Aschermittwoch traditionell zum Fischessen eingeladen wird.
"Da wir ja in einer närrischen Hochburg leben, hat das Fischessen traditionell die Nase vorn!", heißt es etwa beim Gasthof "Zur Scheune" in Troisdorf bei Bonn. "
Daher haben wir den Valentin um einen Tag verschoben." Am Donnerstagabend gibt es dann zwei leckere Menüs für alle Verliebten.
Gemeinsamkeit im christlichen Ursprung
Fest steht: Beide Traditionen sind christlicher Herkunft. Mit dem Aschermittwoch beginnt für Christen die 40-tägige Buß- und Fastenzeit. Früher galten strenge Regeln.
An den Fasttagen durfte man nur einmal am Tag eine volle Mahlzeit zu sich nehmen und musste sich am Morgen und Abend mit einer kleinen Stärkung begnügen. Noch strenger wurden Aschermittwoch und Karfreitag gehandhabt. Auch Hochzeiten, Feste und Tanz waren verboten.
So streng sind die Sitten nicht mehr. Die katholischen deutschen Bischöfe sehen den Sinn der Fastenzeit darin, sich selbst und seinen Lebensstil "so zu ändern, dass durch Besinnung und Gebet, heilsamen Verzicht und neue Sorge füreinander Christus wieder mehr Raum" im Leben gewinnen kann.
"Tag der Verliebten"
Mehr Zeit für Gott und Mitmenschen – da gibt durchaus eine Verbindung zum Valentinstag. Der Brauch, an diesem Datum einem geliebten Menschen etwas zu schenken, leitet sich aus Heiligenlegenden und antiken Traditionen her.
Das Gedenken gilt möglicherweise dem Valentin, der im dritten Jahrhundert als Bischof von Terni amtierte und um das Jahr 268 in Rom als Märtyrer starb. Vielleicht handelt es sich aber auch um den römischen Priester Valentin, der am 14. Februar 209 das Martyrium erlitt. Trotz eines Verbotes des Kaisers soll er Liebespaare nach christlichem Zeremoniell getraut haben.
Der Valentinstag hat aber auch nicht-christliche Wurzeln. Mitte Februar gedachte man im Alten Rom der Göttin Juno, die als Schützerin von Ehe und Familie galt. Die Frauen bekamen Blumen geschenkt. Ebenfalls im Umkreis des 14. Februar wurde das Fest des Hirtengottes Lupercus gefeiert. In einer "Liebes-Lotterie" fanden junge Frauen und Männer durch Losentscheid zueinander.
Seit dem späten 14. Jahrhundert gilt der Valentinstag in England und Frankreich als "Tag der Verliebten". In Deutschland kamen Valentinsgrüße erst nach dem Zweiten Weltkrieg in Mode.