Vatikan beschäftigt sich mit Thema Künstliche Intelligenz

Den Menschen im Blick behalten

Künstliche Intelligenz kann das Leben im Guten wie im Schlechten verändern. Das haben auch Papst Franziskus und Experten aus dem Vatikan erkannt. Sie verfolgen den Themenkomplex sehr genau, wie der Journalist Klaus Prömpers erklärt.

Autor/in:
Elena Hong
Symbolbild Künstliche Intelligenz und Mensch / © Stock-Asso (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz und Mensch / © Stock-Asso ( shutterstock )

DOMRADIO.DE: Vom 13. bis 15. Juni treffen sich die Staats- und Regierungschefs der G7-Staaten in Italien zu ihrem Gipfel. Das Thema Künstliche Intelligenz (KI) steht dabei auch auf der Tagesordnung. Nun kam überraschend die Meldung, dass auch Papst Franziskus teilnehmen wird. Was für ein Zeichen setzt er damit?

Klaus Prömpers / © Tobias Fricke (DR)
Klaus Prömpers / © Tobias Fricke ( DR )

Klaus Prömpers (Journalist): So ganz überraschend ist das nicht, denn wenn man sich erinnert, hat er ja bereits zum Welttag des Friedens am 1. Januar dieses Jahres ein Wort veröffentlicht, bei dem es unter anderem um Künstliche Intelligenz und deren Zugewandtheit zum Menschen ging. Er hat damals auch schon die Eingrenzung der Künstlichen Intelligenz ausgedrückt, die uns nicht übermannen oder überwältigen soll und uns nicht wehrlos machen soll gegen das, was theoretisch möglich ist. 

Angesichts der Tatsache, dass die Europäische Union jetzt ein Gesetz zur Regulierung der Künstlichen Intelligenz (oder auch "Artificial Intelligence", AI, Anm. d. Red.) verabschiedet hat, wird auch dort bei dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der G7 darüber geredet werden, weil man hofft, dass andere Nicht-EU-Mitglieder wie die USA, Kanada, aber auch Großbritannien dem folgen und ähnlich Regulierendes verabschieden werden, damit wir nicht in einen Tunnel geraten, der uns dann beispielsweise von der Demokratie wegbringt. 

Klaus Prömpers

"Er kann im Grunde nur (...) versuchen, davon zu überzeugen, dass künstliche Intelligenz sorgfältig durchdacht sein muss und deren Anwendungen transparent gemacht werden. "

DOMRADIO.DE: Es ist der erste Auftritt eines Papstes vor Vertretern der führenden sieben Industrienationen. Kann er da etwas erreichen? Hat er da wirklich Einfluss auf die Politik? 

Prömpers: Er kann im Grunde nur aus moralischer und theologischer Sicht versuchen davon zu überzeugen, dass künstliche Intelligenz sorgfältig durchdacht sein muss und deren Anwendungen transparent gemacht werden. 

Das knüpft an andere Überlegungen an, die der Vatikan und Spezialisten der katholischen Kirche, die auf dem Grenzgebiet zwischen Technik und Theologie arbeiten, schon seit längerem durchdenken und gelegentlich auch in Papieren oder auch in Resolutionen ausdrücken. 

Das findet sich auch in Beiträgen in den Vereinten Nationen und auch der Europäischen Union, wodurch solche Dinge zustande kommen wie das gerade erwähnte Gesetz zur Regulierung der Künstlichen Intelligenz. 

DOMRADIO.DE: Eine Delegation von "priesterlichen Experten" hat in jüngster Zeit auch das Silicon Valley besucht und dort für einen sorgfältigen Umgang mit den neuen Techniken geworben. Welche Absicht verfolgt der Vatikan? Geht es da auch um Aufklärung und Information? 

Prömpers: Es geht einerseits darum, dass man sich selber kundig macht, was die neuesten Trends und Tendenzen sind, die dort gedacht werden. Die meisten der Treffen fanden hinter verschlossenen Türen statt, sodass man einen tiefen Einblick in das kriegt, was die Ingenieure und die Techniker dort für die nächsten Jahre und Jahrzehnte überlegen. In welche Richtung geht das Ganze?

Andererseits will man natürlich auch eine Antwort geben oder in dem Sinne eine Richtung weisen, dass man das so verantwortbar und handelbar machen muss, dass der Mensch dabei nicht unter die Räder kommt. 

Das ist eine Sache, die im Grunde schon Johannes Paul II. 1979 bei der UNO einmal klar gemacht hat, als er gesagt hat, dass Technik, die vom Menschen erdacht wird, beherrschbar bleiben muss. Das war 1979, also lange bevor man darüber nachgedacht hat, dass es Facebook oder Tiktok oder ChatGPT geben würde. 

Klaus Prömpers

"Es gab ein Grußwort des Papstes, in dem er das Verbot solcher Waffen gefordert hat"

DOMRADIO.DE: Nun spielt die Künstliche Intelligenz auch eine wichtige Rolle bei Waffensystemen, beispielsweise in aktuellen Kriegen wie in der Ukraine. Was sind da die Befürchtungen des Papstes? 

Prömpers: Es gab Anfang dieser Woche in Wien eine Konferenz, die das Ziel hatte, über die Vereinten Nationen autonome Waffensysteme zu verbieten, die vollkommen selbstständig handeln, also von der Auslösung bis zur Zielerreichung und damit Tötung von Menschen oder Zerstörung von Gebäuden. Ob das so kommen wird, ist die Frage. 

Es gab ein Grußwort des Papstes, in dem er das Verbot solcher Waffen gefordert hat, weil darunter der Mensch absolut leide und der Mensch damit vollkommen die Beherrschung der Waffen zugunsten einer künstlich intelligenten Waffen- und Kriegsführung aufgeben würde. 

Da ist auch die Gefahr unter Wissenschaftlern gesehen worden, dass das möglicherweise zu einem versehentlichen atomaren Erstschlag kommen könnte, den natürlich keiner wünschen will. Denn das würde eine Teilzerstörung der Erde bedeuten. 

Das Interview führte Elena Hong.

Was ist Künstliche Intelligenz?

Der Begriff Künstliche Intelligenz (KI) wurde vor mehr als 60 Jahren geprägt durch den US-Informatiker John McCarthy. Er stellte einen Antrag für ein Forschungsprojekt zu Maschinen, die Schach spielten, mathematische Probleme lösten und selbstständig lernten. Im Sommer 1956 stellte er seine Erkenntnisse anderen Wissenschaftlern vor. Der britische Mathematiker Alan Turing hatte sechs Jahre zuvor bereits den "Turing Test" entwickelt, der bestimmen kann, ob das Gegenüber ein Mensch ist oder eine Maschine, die sich als Mensch ausgibt.

Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser (shutterstock)
Symbolbild Künstliche Intelligenz / © maxuser ( shutterstock )
Quelle:
DR