Vatikan fordert Kompromissbereitschaft in Nicaragua

Erschwerter Dialog

Der Vatikan hat erneut zum friedlichen Dialog in Nicaragua aufgerufen. "Ich wünsche mir, dass die Gespräche wieder aufgenommen werden können, aber dafür braucht es auf beiden Seiten Kompromissbereitschaft", so Kardinalstaatssekretär Parolin.

Pfarrer Aberlado Tobal baut eine Barrikade / © Steve Lewis (KNA)
Pfarrer Aberlado Tobal baut eine Barrikade / © Steve Lewis ( KNA )

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin bedauert die Eskalation in Nicaragua. Leider säten "paramilitärische Gruppen Terror und Gewalt". Deren Opfer sei auch der Papstbotschafter des Landes, Erzbischof Stanislaw Waldemar Sommertag, geworden, so Parolin laut italienischen Medienberichten.

Die Nummer Zwei des Vatikan äußerte sich am Mittwochabend bei einer Pressekonferenz des Papstkrankenhauses "Bambino Gesu" in Rom auf Nachfrage zur Lage in Nicaragua. Wenige Tage zuvor hatten mutmaßliche Anhänger der Regierung von Präsident Daniel Ortega im Bezirk Diriamba den Papstbotschafter sowie Kardinal Leopoldo Brenes und Weihbischof Silvio Baez angegriffen. Letzterer wurde leicht verletzt. Die Geistlichen wollten in dem Konflikt vermitteln.

COMECE appelliert an EU

Auf Nachfrage von Journalisten, ob der Heilige Stuhl diesbezüglich eine formale Protestnote verfasst habe, verneinte Parolin. Papstbotschafter Sommertag kenne Nicaragua sehr gut. "So wusste er, wie er mit der Lage umzugehen hatte", so der Kardinalstaatssekretär.

Die katholische EU-Bischofskommission COMECE hat die jüngsten Angriffe auf Kirchenvertreter im Krisenland Nicaragua verurteilt. "Ich drücke meine Solidarität mit der Kirche in Nicaragua in diesen schwierigen Momenten aus", teilte der litauische Bischof Rimantas Norvila, Präsident der COMECE-Kommission für Auswärtige Angelegenheiten, am Mittwoch mit. Er appellierte an die EU, die Vermittlungs- und Versöhnungsbemühungen der nicaraguanischen Bischöfe zu unterstützen.

Bundesregierung verurteilt Angriff "in aller Schärfe"

Auch die Bundesregierung verurteilte den Angriff auf die Geistlichen "in aller Schärfe". Es gehe um Kirchenleute, "die im Rahmen des nationalen Dialogs vermitteln und sich für ein Ende der Gewalt einsetzen", betonte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.

Seit Beginn der ursprünglich friedlichen Proteste gegen Sozialversicherungsreformen im April kommt es in Nicaragua zu anhaltenden gewalttätigen Ausschreitungen mit inzwischen mehr als 300 Todesopfern und mehr als 2.000 Verletzten. Ein "nationaler Dialog" unter Federführung der katholischen Kirche strebt eine Lösung der Krise an, wird aber durch die Gewalt immer wieder unterbrochen.

Nicaraguas Bischöfe halten an Dialog fest

Die katholischen Bischöfe Nicaraguas wollen am Nationalen Dialog zwischen der Regierung des sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega und der Zivilgesellschaft festhalten. "Wir glauben weiterhin daran, dass der Dialog der Weg ist, um die Gewalt zu überwinden", zitierten lokale Medien Weihbischof Silvio Baez, der am Montag bei einem Angriff in einem Gotteshaus leicht verletzt wurde.

Unterdessen drückte UN-Generalsekretär Antonio Guterres seine "tiefe Besorgnis" über die Gewalt in Nicaragua aus. Guterres unterstütze die Arbeit der katholischen Bischöfe für einen Dialog, sagte ein UN-Sprecher am Mittwoch (Ortszeit).

Demonstrationen gegen staatliche Gewalt

Die Proteste in Nicaragua entzündeten sich Mitte April an einer inzwischen zurückgenommen Rentenreform. Anschließend weiteten sich die Demonstrationen auch gegen die Einschränkung der Presse- und Meinungsfreiheit sowie die staatlich ausgeübte Gewalt aus. Inzwischen fordern die Vertreter der Zivilgesellschaft den sofortigen Rücktritt des sandinistischen Präsidenten Daniel Ortega.

Den Vorschlag, mit vorgezogenen Neuwahlen die innenpolitische Krise zu beenden, lehnte Ortega ab. Er wirft den Regierungsgegnern vor, einen Putsch vorzubereiten, und nennt die Demonstranten Terroristen. Turnusmäßig würden erst 2021 wieder Präsidentschaftswahlen stattfinden. Seit Ausbruch der Proteste sind rund 300 Menschen ums Leben gekommen.


Proteste gegen die Regierung in Nicaragua / © Alfredo Zuniga (dpa)
Proteste gegen die Regierung in Nicaragua / © Alfredo Zuniga ( dpa )
Quelle:
KNA