Das sagte der Jesuit und Leiter des Referats für Flüchtlingsfragen in der vatikanischen Entwicklungs- und Menschenrechtsbehörde dem Internetportal "Vatican Insider" (Donnerstag).
Der Vatikan suche unterdessen den Dialog mit nationalen Bischofskonferenzen, katholischen Organisationen und anderen Einrichtungen, um konkrete Aktionspunkte für Aufnahme, Schutz, Förderung und Integration von Migranten zu erarbeiten. Die Verantwortung dafür, die Kapazitäten und Grenzen der Zuwanderung zu prüfen, liege bei den Regierungen und Kommunen, aber auch bei Unternehmern, Akademikern und Journalisten.
Czerny fordert die Ausweitung legaler und sicherer Einreisewege
Als mögliche Beteiligung kirchlicher Institutionen nannte Czerny die Ausweitung legaler und sicherer Einreisewege über die Vergabe humanitärer Visa, die Umsiedlung in Drittländer, Kostenübernahme durch örtliche Gemeinschaften, humanitäre Korridore oder Studienvisa für junge Flüchtlinge. Auch die Familienzusammenführung könne eine sichere und legale Einwanderung ermöglichen; sie garantiere zudem eine leichtere Integration, so Czerny.
Der Jesuit widersprach der Ansicht, der Papst widme der Aufnahme von Flüchtlingen und Migranten eine übertriebene Aufmerksamkeit. Als übertrieben könne man vielmehr die Langsamkeit bewerten, mit der die Industrieländer auf offensichtliche und drängende Notlagen reagierten, sagte Czerny. Auch der Schutz nationaler Sicherheitsinteressen auf Kosten der Menschenrechte trage nach dem Urteil mancher die Züge einer "Obsession". Weiter verwies Czerny auf eine übertriebene Vorliebe von Medien für Sensationsberichte, die Fremdenhass schürten, und warf Politikern vor, aus einer Krisenstimmung Kapital schlagen zu wollen.