Die umstrittene katholische Gemeinschaft "Sodalitium Christianae Vitae" (SVC) ist aufgelöst. In Rom sei am Montag ein entsprechendes Dekret unterzeichnet worden, heißt es auf der Website der Gemeinschaft. Der Papst habe einen Apostolischen Kommissar ernannt, der die Aufhebung der Gruppe überwachen soll. Der Vatikan berichtete am Montag über sein Publikationsorgan "vaticannews.va" ebenfalls über die Auflösung.
2024 wurden mehr als zehn Mitglieder auf Geheiß des Papstes aus der Gruppe entlassen, auch der Gründer war dabei. Hintergrund waren Missbrauchsfälle: Im Juli und August 2023 hatte eine kirchenrechtliche Untersuchung schweren Machtmissbrauch und sexualisierte Gewalt innerhalb der aus Peru stammenden Gemeinschaft ans Licht gebracht. Auch Veruntreuung von kirchlichem Eigentum wird den Beteiligten vorgeworfen.
Bitte um Vergebung
"Mit Trauer und Gehorsam nehmen wir diese von Papst Franziskus ausdrücklich genehmigte Entscheidung an, die das Ende unserer Gesellschaft bedeutet", heißt es in der Erklärung. "Unsere Gedanken sind auch bei den Opfern, denen wir noch einmal unsere aufrichtige Bitte um Vergebung für die Misshandlungen und den Missbrauch in unserer Gemeinschaft aussprechen. Wir bitten auch die gesamte Kirche und Gesellschaft um Vergebung für das verursachte Leid."
Mit etwa 20.000 männlichen Mitgliedern, die, egal ob Priester oder nicht, ehelos leben und Gelübde ablegen, zählte das Sodalicio zu den mittelgroßen Spezialgemeinschaften in der katholischen Kirche. Es war größer als die meisten klassischen Ordensgemeinschaften, aber kleiner und weniger weit verbreitet als etwa das Opus Dei oder die Neokatechumenalen.
Anerkennung durch Johannes Paul II.
Die Gemeinschaft wurde 1971 in der peruanischen Hauptstadt Lima gegründet. Binnen weniger Jahre erlangte die Gruppe als Gegenbewegung zur politisch als linkslastig empfundenen Befreiungstheologie großen Einfluss in der katholischen Kirche. Papst Johannes Paul II. (1978-2005) erkannte die Organisation 1997 offiziell an. Im Vatikan wurde die Bewegung damals hoch geschätzt. Sie füllte ihre Priesterseminare und Ordenshäuser mit jungen Mitgliedern, während die Seminare anderer Ordensgemeinschaften immer leerer wurden. Hinweise, dass es dabei zu Misshandlungen gekommen sei, wurden von den örtlichen Kirchenoberen lange Zeit nicht verfolgt.
Das Sodalicio, zu dem auch ein weiblicher Zweig gehörte, verfügte laut Medienberichten über erhebliche Vermögenswerte. Unklar ist derzeit noch, ob diese an eine noch zu gründende Nachfolgeorganisation übergehen oder anderen kirchlichen Stellen übereignet werden.