Kasper sei es gelungen, die Schönheit und Tiefe des christlichen Glaubens überzeugend darzustellen. Bei der Veranstaltung in der deutschsprachigen Gemeinde Santa Maria dell'Anima, zu der die deutsche Vatikan-Botschaft eingeladen hatte, würdigten Theologen das Wirken Kaspers, der lange im Päpstlichen Ökumenerat arbeitete und ihn leitete.
Bischof Christian Krause, früherer Präsident des lutherischen Weltbundes, schilderte das Zustandekommen der Gemeinsamen lutherisch-katholischen Erklärung zur Rechtfertigung. Diese war am 31. Oktober 1999 in Augsburg unterzeichnet worden. Krause und Kasper hatten wesentlichen Anteil an dieser Einigung in einem grundlegenden theologischen Streitpunkt der Reformation. "Der intensive theologische Diskurs ohne jegliche Kirchenpolitik war dabei ein wichtiger Ansatz", so Krause.
Bischof Bonny: Kasper hat Gegensätze zu überbrücken versucht
Johan Bonny, heute Bischof von Antwerpen, erzählte von Schlichtungsgesprächen mit koptischen Bischöfen in Ägypten, bei denen er Kasper begleitet hatte. Theologische Streitfragen des 4. und 5. Jahrhunderts seien dort immer noch virulent gewesen und hätten heute eine einigende Klärung erfahren. Bonny zitierte einen antiken Theologen, der zwei Arten christlicher Verkündigung unterschieden habe: "nach Fischer-Art" - wie Jesus und die Apostel - oder "nach Philosophen-Art", wie es die Konzilien taten. Kasper habe beides gekonnt und Gegensätze stets ehrlich zu überbrücken gesucht.
Der Freiburger Moraltheologe Eberhard Schockenhoff schließlich skizzierte das unterschiedliche Kirchenverständnis. Während im Protestantismus die Kirche für das Verhältnis des Einzelnen zu Gott weniger Bedeutung habe, spiele sie nach katholischem Verständnis eine größere Rolle. Ziel sei aber in beiden Fällen ein direktes Verhältnis der Gläubigen zu Gott.
Kardinal Kasper: Nichts Besseres als Christsein
Kardinal Kasper selbst sprach in seiner Predigt im Gottesdienst zuvor davon, dass mit 85 "das Abschlussexamens des Lebens näherrückt". Da nützten einem weder Professorenhüte noch Kardinalstitel. Letzter Verlass sei nur auf eines: Gottes Zusage in Jesus Christus. Seinen bisherigen Lebenserfahrungen fasste Kasper so zusammen: "Etwas Besseres als Christsein kann es nicht geben."