Vatikan verlangt Visa für Klimaflüchtlinge

"Migration als eine Form der Anpassung"

Bei der Antwort auf Naturkatastrophen und die Folgen des Klimawandels sieht der Papst die Staatengemeinschaft in der Pflicht. Wenn Anpassungsmaßnahmen vor Ort nicht reichen, müsse man proaktiv bei der Migration helfen.

Flüchtlinge auf der Balkanroute  / © Ajdin Kamber (shutterstock)
Flüchtlinge auf der Balkanroute / © Ajdin Kamber ( shutterstock )

Der Vatikan fordert bessere Migrationsmöglichkeiten für Menschen, die von Naturkatastrophen oder dem Klimawandel betroffen sind.

Erzbischof Ettore Balestrero / © Tobias Käufer (KNA)
Erzbischof Ettore Balestrero / © Tobias Käufer ( KNA )

Wo Flucht die einzige Option sei, müsse man sie schon vor und während ihrer Abwanderung proaktiv unterstützen, beispielsweise durch eine flexible Visavergabe, sagte der Vertreter des Heiligen Stuhls, Erzbischof Ettore Balestrero, vor einer Kommission der UN-Organisation für Migration in Genf.

Greifbare Lösungen

Staaten dürften die wachsende Zahl der Menschen, die durch den Klimawandel und Katastrophen vertrieben seien, nicht ohne greifbare Lösungen lassen. Hilfe fordert er beispielsweise in den Bereichen Anpassung, Abmilderung der Klimawandelfolgen und Widerstandsfähigkeit, so der päpstliche Nuntius laut dem am Donnerstagabend veröffentlichten Redeskript. 

Wo dies nicht möglich sei, müsse man "Migration als eine Form der Anpassung anerkennen und die Verfügbarkeit und Flexibilität regulärer Migrationswege erhöhen".

Neben Katastrophen wie Fluten, Stürmen und Dürren gelte es auch schleichende Veränderungen wie Desertifikation oder das Schwinden natürlicher Ressourcen als Vertreibungsfaktoren anzuerkennen. 

Kritik an wirtschaftlichen Erwägungen und nationalen Interessen 

Wenn die kollektive Antwort auf die Klimakrise von kurzfristigen wirtschaftlichen Erwägungen und nationalen Interessen geleitet sei, werde dies nur noch weitere Vertreibungen zur Folge haben, sagte Balestrero.

2022 mussten sich nach UN-Angaben fast 33 Millionen Menschen weltweit infolge von Überflutungen, Stürmen, Erdbeben, Flächenbränden und anderen Naturkatastrophen auf die Flucht begeben; im vergangenen Jahrwaren es weitere 26,4 Millionen.

Apostolischer Nuntius

Der Apostolische Nuntius ist in Doppelfunktion Gesandter des Papstes bei einer Ortskirche und zugleich bei einem Staat oder einer öffentlichen Autorität. Als Mittelsmann des Papstes soll er in erster Linie die Verbindung zwischen dem Apostolischen oder Heiligen Stuhl und der Kirche seines Gastlandes halten und stärken. Zudem soll er nach den Normen des internationalen Rechts das Verhältnis zwischen dem Vatikan und den Staatsautoritäten pflegen, Staat-Kirche-Fragen behandeln und etwa durch Konkordate oder andere Vereinbarungen regeln.

Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz (KNA)
Ein Pileolus und eine Stola liegen auf einer Kirchenbank / © Harald Oppitz ( KNA )

                                                                                           

Quelle:
KNA