Vatikan vermittelt laut Medien in Libanons Staatskrise

Vertrauliche Gespräche

Unlängst schickte der Papst seinen Chefdiplomaten Pietro Parolin auf Friedensmission in den Libanon. Dort soll er fünf Namen für das Amt des Staatspräsidenten in den Ring geworfen haben, berichten jetzt arabische Medien.

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Dalati & Nohra (dpa)
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin / © Dalati & Nohra ( dpa )

Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin soll im Libanon fünf mögliche Präsidentschaftskandidaten vorgeschlagen haben, um die dortige Staatskrise zu überwinden.

Der vatikanische Chefdiplomat habe während seines jüngsten Libanonbesuchs in vertraulichen Gesprächen mit christlichen Führern eine entsprechende Liste unterbreitet, berichteten libanesische Medien am Dienstag unter Berufung auf die kuwaitische Zeitung Al-Anbaa. Die Gespräche hätten in der Vatikanbotschaft, der Apostolischen Nuntiatur, stattgefunden.

Flagge von Libanon (shutterstock)

Im Libanon steht das Amt des Staatspräsidenten aufgrund des geltenden Verfassungspakts stets einem maronitischen Christen zu; die Maroniten gehören zur katholischen Weltkirche und erkennen den Papst als Oberhaupt an. Der letzte maronitische Amtsinhaber Michel Aoun (90) war im Oktober 2022 zurückgetreten, seither gibt es keinen Präsidenten im Libanon.

Können "Keinen Krieg gebrauchen"

Auf der angeblich vom Vatikan eingebrachten Liste stehen laut Berichten die Namen von zwei früheren libanesischen Botschaftern im Vatikan: Der Ex-Parlamentsabgeordnete Farid Elias al-Khazen und der Ex-General George Khoury. Ferner sei der frühere Kommunikationsminister Jean-Louis Cardahi genannt worden, die beiden übrigen Namen sind laut Al-Anbaa nicht bekannt. Die Zeitung wertet die drei namentlich bekannten Männer als von allen Parteien akzeptierte Konsenskandidaten.

Straße im christlichen Viertel Gemmayzeh in Beirut / © Francesca Volpi (KNA)
Straße im christlichen Viertel Gemmayzeh in Beirut / © Francesca Volpi ( KNA )

Ende Juni hatte sich Parolin zu einem fünftägigen Besuch im Libanon aufgehalten und Gespräche mit wichtigen Akteuren geführt. Das Land, die Nahostregion und die Welt könnten "keinen Krieg gebrauchen", sagte er in Beirut vor Journalisten. Bei seinem Besuch äußerte sich der Vatikandiplomat kritisch zur politischen und wirtschaftlichen Lage im Libanon. Unter anderem warnte er davor, das einem maronitischen Christen zustehende Präsidentenamt in Beirut weiterhin vakant zu lassen. Dies würde einer "politischen Ermordung des Konsenssystems" gleichkommen.

Libanon

Der Libanon ist geprägt durch das Nebeneinander zahlreicher Religionen. Mit etwa 30 Prozent hat die parlamentarische Demokratie den größten Anteil Christen in der Arabischen Welt. Die Muslime - Sunniten und Schiiten - machen inzwischen wohl mehr als 60 Prozent aus. Offiziell anerkannt sind 18 Religionsgemeinschaften, darunter die Minderheiten der Drusen und Alaviten.

Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva (shutterstock)
Symbolbild: Flagge des Libanon / © Yulia Grigoryeva ( shutterstock )
Quelle:
KNA