"Wir wussten, dass dies ein Krieg war, der auf Lügen basierte", so der 74-jährige Filoni im Interview der Zeitung "Il Messaggero" (Donnerstag). "All das, was die USA damals dem Regime von Saddam Hussein vorwarfen", habe es nicht gegeben. Auch andere Botschafter hätten dies gesagt. Als einziger westlicher Botschafter verließ Filoni Bagdad damals nicht.
Papst Johannes Paul II. versuchte Irakkrieg zu verhindern
Leider habe es zu jener Zeit den unbedingten Willen gegeben, entgegen aller Vernunft Saddam zu stürzen, so der Kardinal weiter. Natürlich sei dieser ein Diktator gewesen, aber solche habe es damals etliche in der Region gegeben. Filoni, amtierender Großmeister des Ritterordens vom Heiligen Grab zu Jerusalem, begleitet den Papst auf der am Freitag beginnenden Reise in den Irak.
Über vatikanische Kanäle habe Saddam vor Kriegsbeginn "Signale zu einer Verständigung" gesandt, so der Geistliche. Einzige Bedingung: Man dürfe ihn nicht demütigen. Daraufhin habe Papst Johannes Paul II. den verzweifelten Versuch unternommen, den Krieg noch zu verhindern, indem er die Kardinäle Pio Laghi und Roger Etchegaray nach Washington und Bagdad schickte.
Irakern mit Respekt begegnen
"Die Mission von Kardinal Laghi wurde praktisch abgelehnt und erreichte nichts", sagte Filoni. Etchegaray hingegen habe Saddam getroffen. Dieser habe Verhandlungsbereitschaft signalisiert und "durch den Rat der Weisen der Stämme innerhalb von 48 Stunden ein Gesetz gegen Massenvernichtungswaffen - die er nicht besaß - unterzeichnen lassen". Dennoch sei die Entscheidung zum Krieg bereits gefallen gewesen.
Mit Blick auf den künftigen Umgang mit dem Krisenland sagte der Kurienkardinal: "Wir dürfen den Irakern nie sagen, was sie zu tun haben, sondern müssen sie respektieren." Natürlich könne man Anregungen geben, "aber in ihrem Tempo und mit ihren Methoden". Die Anwesenheit von Christen jedenfalls sei "für die Zukunft des Landes unerlässlich".