Der bewaffnete Widerstand der Ukraine gegen die russische Invasion beruht nach Aussage des Vatikan auf dem legitimen Recht zur Selbstverteidigung. Er sehe aber, "dass es viele gibt, die Waffen schicken", sagte Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin im Interview des privaten katholischen Mediennetzwerks Aciprensa/EWTN (Donnerstag). Dies könne "zu einer unkontrollierbaren Eskalation führen". Deswegen habe vonseiten der internationalen Gemeinschaft auch bisher niemand eingegriffen, so der Chefdiplomat des Papstes.
Festhalten an Minsker Vereinbarungen
Seit der Annexion der Krim im Jahr 2014 habe der Heilige Stuhl immer zu einer Verhandlungslösung gedrängt, sagte Parolin weiter. Insbesondere habe man auf der Einhaltung und Anwendung der Minsker Vereinbarungen bestanden, weil "diese der beste Weg zu sein schienen, um zu verhindern, was dann geschah". Gleichzeitig habe man darauf bestanden, dass Russland und die Ukraine die nötige Flexibilität an den Tag legen müssten, um die Minsker Vereinbarungen korrekt und wirksam umzusetzen. Dies habe er 2017 auch Präsident Wladimir Putin persönlich gesagt.
Appelle des Vatikan ohne Reaktion
Der Kardinalstaatssekretär erinnerte an seine wiederholten Appelle zu Verhandlungen, auch seit Beginn des Krieges. Seines Wissens nach gab es dazu bisher jedoch keine direkten Reaktionen. "Ich habe keine Kommentare zu meinen Äußerungen erhalten, und an sich haben diese die Beziehungen nicht einmal verschlechtert", so Parolin mit Blick auf die vatikanisch-russischen Beziehungen.
Treffen mit Kyrill I.?
Gefragt nach einem persönlichen Treffen zwischen Papst Franziskus und dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kyrill I., antwortete Parolin ausweichend: "In Anbetracht der jüngsten Ereignisse kann ich nicht sagen, was geschehen wird."